Mönchengladbach Klumpenstraße trotz Arsen aufgerissen

Mönchengladbach · Die Stadt hat dem Unternehmen Raeder eine Sondergenehmigung erteilt, um die Straße in Neuwerk aufzureißen. Hier werden Hausanschlüsse verlegt. Eine externe Gutachterin ist besorgt und will sofort aktiv werden.

 Das Bettungsmaterial unter dem Verbundpflaster der Klumpenstraße in Neuwerk ist nachweislich mit Blei und Arsen verseucht. Dennoch wird hier jetzt an den Hausanschlüssen gearbeitet. Anwohner sind besorgt.

Das Bettungsmaterial unter dem Verbundpflaster der Klumpenstraße in Neuwerk ist nachweislich mit Blei und Arsen verseucht. Dennoch wird hier jetzt an den Hausanschlüssen gearbeitet. Anwohner sind besorgt.

Foto: Detlef Ilgner

Plötzlich war der Bagger da. Und Hans Gingter staunte nicht schlecht, als die Schaufel sich daran machte, die Straße aufzureißen, an der er mit seiner Frau Ines wohnt. Denn es handelt sich nicht um irgendeine Straße, sondern um die Klumpenstraße in Neuwerk. Das Bettungsmaterial unter dem Verbundpflaster ist nachweislich mit Blei und Arsen verseucht. Ebenso verhält es sich an der Süchtelner Straße.

Die Stadt hatte immer betont, dass von den nachgewiesenen Blei- und Arsenkonzentrationen keine Gefahr für die Anwohner ausgehe, solange die Versiegelung nicht aufgebrochen wird. "Aber genau das passiert doch gerade", sagt Hans Gingter. Die Mönchengladbacher Firma Raeder Straßen- und Tiefbau GmbH hat Gehweg und Straße aufgerissen, damit die Hausanschlüsse für ein neu errichtetes Mehrfamilienhaus schräg gegenüber dem sanierten Fachwerkhaus von Ehepaar Gingter gelegt werden können.

"Es ist nicht gut, die Straße aufzureißen", sagt Petra Günther vom Bielefelder Institut für Umweltanalyse. Sie hatte im Auftrag der Stadt ein Gutachten über die Gefahren, die von dem vergifteten Material unter den beiden Neuwerker Straßen ausgeht, erstellt. "Es handelt sich um hochbelastete, krebserzeugende Stoffe, die auf keinen Fall unkontrolliert durch die Luft fliegen sollten." Genau das aber kann schon passiert sein. Denn vorgestern wurde gearbeitet, gestern ruhte die Baustelle. Die herausgenommenen Steinplatten lagen gestapelt am Rand der Straße, das Bettungsmaterial war nicht abgedeckt. "Wenn man dort etwas herausnimmt, sollte man es unbedingt entweder direkt in einen Container werfen oder es mit Planen abdecken", sagt Petra Günther. Sie will sich umgehend mit der Stadt in Verbindung setzen und auf die enormen Gefahren aufmerksam machen.

Die Stadt hatte der Firma Raeder eine Sondergenehmigung für die Arbeiten an der Klumpenstraße erteilt. "Es besteht keine Gefahr für die Anwohner", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Die Mitarbeiter der Firma Raeder seien im Umgang mit giftigen Materialien speziell geschult. "Sie tragen entsprechende Schutzanzüge", sagt Speen. "Das entnommene Material wird entsorgt, und die Platten werden mit speziellen Chemikalien gesäubert und dann erst wieder ins Straßenbett gelegt."

Das hat Hans Gingter anders beobachtet. "Ich habe gesehen, dass die Arbeiter die Verbund-steine aufnehmen, sie gegeneinander klopfen und dann seitlich an der Straße stapeln." Das abgeschlagene Material sei zurück auf den Boden gefallen.

Raeder hat in Grevenbroich 8200 Quadratmeter vergifteten Boden entnommen und entsorgt. Das Untermaterial hatte die selbe Firma eingebracht, die in Mönchengladbach tätig war. Arbeiter von Raeder hatten im Auftrag der Stadt auch Proben aus den beiden Neuwerker Straßen genommen, um das Untermaterial untersuchen lassen zu können. Mit bekanntem Resultat.

Lutz Krienen, für das Unternehmen Raeder Bauleiter an der Klumpenstraße, spricht von einemausgesprochen hohen Sicherheitsaufwand. "Wir tun alles für unsere Jungs." Man habe vor Baustellenaufnahme einen Arbeitsschutzplan entwickelt, damit die Sicherheit gewährleistet ist. Das giftige Material könne weder durch die Atemwege noch über die Haut in den Körper gelangen. "Nur bei der Nahrungsaufnahme ist Vorsicht geboten", sagt der Bauleiter.

(RP)
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