Mönchengladbach Konzertkobold Kiko tanzt den Beethoven

Mönchengladbach · "Ja, Beethoven, den kenn ich", ruft Meret, neun Jahre alt - eine von vielen, vielen jungen Menschen, die das Kinderkonzert im Theater besuchen. "Den haben wir im zweiten Schuljahr durchgenommen." Und mit "tatatataaa" stimmt sie sogleich die Schicksalssinfonie an.

 Kiko (Paula Emmrich) erinnert mit ihrer wilden Haarpracht tatsächlich an Beethoven.

Kiko (Paula Emmrich) erinnert mit ihrer wilden Haarpracht tatsächlich an Beethoven.

Foto: Matthias Stutte

"Mensch, Beethoven!" - so lautet das Motto des 3. Kinderkonzertes, das sich mittlerweile einer solch großen Beliebtheit erfreut, dass die Niederrheinischen Sinfoniker gleich zweimal hintereinander auf die Bühne gehen: jeweils um 11 Uhr und um 12.30 Uhr. Und immer sind fast alle Plätze besetzt - von Eltern, Tanten, Großeltern und jeder Menge Kinder. Wohl dem, der eine Tochter, einen Sohn, eine Nichte, einen Neffen, ein Enkelkind hat und somit in den Genuss dieses großartigen Angebotes kommt.

Besser als in dieser knappen Stunde kann man sich gar nicht in Ludwig van Beethovens Welt einführen lassen - leicht, locker, humorvoll, ernst, verspielt, musikalisch und nie mit einem erhobenen didaktischen Zeigefinger.

Schon der Anfang ist mitreißend. Ein Auszug aus der Schicksalssinfonie steht auf dem Programm. Aber: zu hören ist - nichts. Die Streicher streichen, die Flötisten halten ihren Mund an die Flöte, Andreas Fellner, der Dirigent, dirigiert und die Besucher - hören nichts. Klar ist das ein Hinweis auf die Taubheit, die Beethoven 25 Jahre seines Lebens quälte. Aber so eindrücklich wurde das noch selten "erklärt". "Tritt mir in den Po, ich hör ja gar nichts - habt ihr was gehört?" Mit diesen Worten tritt dann Kiko, der Konzertkobold (Paula Emmrich) auf die Bühne. Der wirbelige Kobold mit Haaren, die ihm abstehen wie Beethoven selbst, mit den bunten Zehensocken und der Latzhose begleitet die Kinder (und die Erwachsenen) durchs Programm. Beethoven (gespielt von Christopher Wintgens) und Kiko tanzen ein Menuett zu einem der Wiener Tänze (wobei Kiko den höfischen Tanzschritt ignoriert und sehr moderne Figuren einlegt), Beethoven erzählt, wie seine Liebe zu Wien, seine Freude über die Stadt, aber auch die Anstrengungen, sich in den feinen Kreisen zu bewegen, Niederschlag im 5. Klavierkonzert finden, aus dem André Parfenov spielt.

Wie subjektiv und emotional Beethovens Musik ist, erklärt Fellner zwischendurch auf die Frage, die Kiko Beethoven stellt: "Wie machst du nur aus Vogelgezwitscher und dem Rauschen eines Baches Musik?" Beethovens Antwort ist: "Ich höre einfach nur zu". Und das tun dann auch alle anderen: Sie hören die "Szene am Bach" der Pastorale. Höhepunkt des Konzerts ist der Ausflug in die 1960er Jahre: Fellner und Beethoven schnappen sich eine aufblasbare Gitarre und rocken wild zu Chuck Berrys "Roll over Beethoven" über die Bühne.

Wohl dem, der eine Tochter, einen Sohn, eine Nichte, einen Neffen, ein Enkelkind hat und somit in den Genuss dieses großartigen Angebotes kommt. Ach was - auch ohne ein "Alibi-Kind" wird einem erwachsenen Gast der Zutritt sicher nicht verwehrt - und er wird ebenso beschwingt nach Hause gehen wie die Familien.

Auf www.niederrheinsiche-sinfoniker.de werden die Termine der Kinderkonzerte veröffentlicht.

(b-r)
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