Mönchengladbach Korruptions-Prozess: Zeugen belasten die Ehefrau

Mönchengladbach · 44-Jährige bekam Geschäftsführergehalt und sagt: Sie habe weder Fachkompetenz noch Zeit für die Arbeit gehabt.

Vor dem Gladbacher Schöffengericht geht es seit gestern hauptsächlich um "Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr". Im Mittelpunkt des Verfahrens stehen die jahrelangen geschäftlichen Beziehungen eines Gladbacher Unternehmers im Sanitärbereich mit der englischen Rheinarmee. Auf der Anklagebank saß gestern die Ehefrau (44) des Firmen-Geschäftsführers. Laut Anklage soll sich die Außenhandels-Kauffrau 2006 und 2007 am Korruptionsfall der Rheinarmee beteiligt haben. Mitarbeiter der Rheinarmee sollen gegen Provisionszahlungen Aufträge bevorzugt an die neu gegründete GmbH des Ehemannes vergeben haben. Ferner soll das Sanitärunternehmen an eigene Mitarbeiter Schwarzgelder in bar gezahlt und den Sozialversicherungen die Arbeitnehmerbeiträge vorenthalten haben. In der Anklage ist auch von Insolenzverschleppung die Rede. Doch die Angeklagte gab sich als "ahnungslose Hausfrau". Um finanzielle Angelegenheiten habe sich allein ihr Ehemann als Firmenleiter gekümmert. "Er hat mich als Geschäftsführerin eintragen lassen. Ich hatte weder die nötige Fachkompetenz noch Zeit", beteuerte die 44-Jährige. Sie sei nur stundenweise in der Firma gewesen. Sie habe ein Geschäftsführergehalt bekommen. Nachdem der 58-jährige Ehemann, der sich noch vor Gericht verantworten muss, vom Aussageverweigerungs-Recht Gebrauch gemacht hatte, sagten verurteilte Mitarbeiter der Rheinarmee aus. Ein früherer Lagerleiter schilderte , wie er von dem Ehemann der Angeklagten überredet worden war, Aufträge gegen Zahlung einer zweiprozentigen Provision zu erteilen. Der 58-Jährige war damals für den Warenbestand verantwortlich. Dabei geht es um 507 Vorfälle — in drei Jahren, so der Zeuge. Dafür habe er 19 000 Euro kassiert. Die Angeklagte habe er manchmal in der Firma gesehen. Dagegen war sich ein 50 Jahre alter Zeuge, der damals für Warenbeschaffung im Heizungsbereich zuständig gewesen war, völlig sicher: "Die Angeklagte wusste Bescheid .Alle wussten von den Provisionen und von den Schwarzgeldern." Eine 59-jährige ehemalige Mitarbeiterin gestand ebenfalls ein, Aufträge gegen Provisionen erteilt zu haben. Dafür habe sie etwa 20 000 bis 25 000 Euro kassiert. Dass die Angeklagte von den Schmiergeldern Bescheid wusste, nahm die Zeugin an.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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