Mönchengladbach Kriegsbunker wird Atelier und Wohnhaus

Mönchengladbach · Der Bildhauer und Musiker Bernhard Petz – Künstlername: Bepe Meilenstein – hat in Güdderath einen alten Bunker erworben. Dort baut er sich derzeit ein Atelier. Später will er einen Bungalow auf den Bunker setzen, um dort zu wohnen.

 Bernhard Petz alias Bepe Meilenstein auf dem Dach des Güdderather Bunkers.

Bernhard Petz alias Bepe Meilenstein auf dem Dach des Güdderather Bunkers.

Foto: Petz

Der Bildhauer und Musiker Bernhard Petz — Künstlername: Bepe Meilenstein — hat in Güdderath einen alten Bunker erworben. Dort baut er sich derzeit ein Atelier. Später will er einen Bungalow auf den Bunker setzen, um dort zu wohnen.

Lange hat er gesucht nach einem Atelier, in dem er Platz für seine teils ausladenden Skulpturen hat. Eine aufgelassene Schule in Gerkerath hatte die EWMG dem 39-jährigen Bildhauer und Musiker Bepe Meilenstein angeboten. "Das hätte ich wirtschaftlich aber nicht so leicht stemmen können", sagt der Künstler, der unter seinem Taufnamen Bernhard Petz hauptberuflich bei den Niederrheinischen Sinfonikern die Tuba bläst. Also suchte er weiter.

Vor wenigen Monaten ist Bepe nun fündig geworden: in Güdderath. Den Weltkriegs-Bunker an der Marie-Juchacz-Straße hat der aus Tirol stammende Künstler gekauft. Wir dürfen ihn besichtigen. Bitter kalt ist es hinter den ungemütlichen, dicken Mauern. Sickerwasser ist auf dem Boden gefroren, an den Wänden, die erstaunlich viele kreisrunde Lüftungsschächte aufweisen, blühen Kalkablagerungen und wachsen Pflanzen. Spanndrähte ragen aus den Wänden, welche die Muster der Schalbretter aus dem Baujahr 1945 noch minutiös erkennen lassen. Dann die Überraschung: Im dritten Geschoss wird es schlagartig hell. Denn dieser Bunker hat kein Dach. "Das Bauwerk ist um 1945 errichtet worden, aber bis Kriegsende nicht mehr fertig geworden, daher fehlt das Dach", glaubt der neue Eigentümer. Daher hat Bernhard Petz zunächst in ungezählten Arbeitsstunden die ausgewucherte, in über sechs Jahrzehnten gewachsene Vegetation auf der Oberdecke des Bunkers in Fasson gebracht. Ganze Bäume grub er aus und schob eine dicke Humusschicht beiseite. Dabei kam ihm die passende Idee: "Ich werde oben mehrere Räume zu Gärten umwandeln, dazu werde ich dort eine etwa 20 Zentimeter dicke Erdschicht auftragen und die bepflanzen."

Den kompletten, leicht maroden Betonbau will Bepe Meilenstein nur zu einem geringen Teil überdachen, "nur die Räume, die ich als Atelier nutzen will", erklärt er. Dafür hat er drei bis vier ungefähr gleich große Räume ausgesucht, die jeweils um die 20 Quadratmeter messen. In einem stehen schon etliche Gerätschaften, die ein Bildhauer im Atelier benötigt. Darunter eine imposante Kreissäge mit einem Sägeblatt von etwa einem Meter Durchmesser. "Damit habe ich schon mehrere Löcher in den Beton geschnitten", verrät der Künstler. Entstanden sind Durchlässe und Höhlungen, durch die Bepe mit seinem ganz oben auf der zwei Meter breiten Zinne montierten Schwenkkran schwere Gegenstände rauf und runter bugsieren kann. "Der Kran hat eine Tragkraft bis zu 3000 Kilogramm. Diese Leistung brauche ich für meine Stein- und Bronzeskulpturen auch", sagt Meilenstein.

Was das ganze Vorhaben so besonders macht: Bernhard Petz hat inzwischen die Baugenehmigung erhalten, auf der Bunkerdecke ein Haus zu errichten. "Mit dem Architekten Sebastian Krehn aus meinem Heimatdorf Ehrwald in Tirol, der heute ein Architekturbüro in Bregenz leitet, habe ich ein 4,70 Meter hohes Haus mit Flachdach geplant, das direkt auf der Bunkeroberfläche aufruhen wird", verrät Petz. Dort will der Künstler und Musiker zukünftig mit seiner Lebensgefährtin, die wie er im städtischen Orchester musiziert, wohnen. Er ist zuversichtlich, dass der Hausbau in diesem Jahr vollendet wird. Dann wird das Paar tagtäglich erst durch den düsteren Eingang des Bunkers drei Treppenabsätze steigen müssen, bis es seine Wohnung betreten kann.

Bepe Meilenstein hat noch mehr vor mit seiner Immobilie. Aber davon will er "erst zu einem späteren Zeitpunkt" sprechen. Es scheint, als ob der Mann noch für weitere Überraschungen gut ist.

(RP)
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