Mönchengladbach Kuchen? Kein Problem mehr für Diabetiker

Mönchengladbach · Der Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule veranstaltet Beratungsseminare für ältere Menschen, die an Diabetes erkrankt sind. Diesmal nutzen acht Teilnehmer die praktischen Beratungsangebote. Sie erfahren etwa, wie die Forschung ihnen die Ernährung erleichtert.

 Zur Ernährung für Diabetiker sind Süßspeisen und Gebäck wie etwa Kuchen übrigens nicht länger tabu.

Zur Ernährung für Diabetiker sind Süßspeisen und Gebäck wie etwa Kuchen übrigens nicht länger tabu.

Foto: Andrea Warnecke/dpa, Alois Müller, Isabella Raupold

Der Höhepunkt des fünftägigen Beratungsseminars, zu dem Professor Peter Kronsbein und Mitstreiter vom Lehrstuhl "Methodik und Didaktik der Verbraucherberatung und -bildung" an der Hochschule Niederrhein acht Insulinpflichtige über 65 Jahren eingeladen haben, steht fest: "Es wird die didaktische Hauptmahlzeit sein, die die Teilnehmer gemeinsam zubereiten", informiert Oecotrophologin und Diabetesassistentin Jutta Genz lächelnd. Das wird im griechisch-lateinischen Kombititel "Diabetes-Convivium" deutlich - Convivium bedeutet Gastmahl oder Bankett.

 Seit zwölf Jahren gibt es die Beratungsseminare der Hochschule.

Seit zwölf Jahren gibt es die Beratungsseminare der Hochschule.

Foto: Alois Müller

Acht Studentinnen und drei Seminarleiter - Kronsbein, Genz sowie Ernährungsmediziner Norbert Ludwig - betreuen und beraten die Diabetiker vom Typ II eine Woche lang. "Unser Beratungsangebot findet starke Resonanz. Wir konnten gar nicht alle aufnehmen", berichtet Kronsbein. Der 58-jährige Oecotrophologe sieht das Angebot nicht als Konkurrenz, sondern als sinnvolle Ergänzung zu den Leistungen der niedergelassenen Internisten und Diabetologen. "Für tiefergehende Informationen und praktische Übungen mit den Patienten haben die Ärzte aber oft nicht die Zeit", weiß Kronsbein. "Der Bereich Beratungsmedizin ist in Deutschland noch schwach ausgeprägt. Wir wollen hier Partner der Ärzte sein."

 Peter Kronsbein ist Professor für Ernährungs- und Diätberatung.

Peter Kronsbein ist Professor für Ernährungs- und Diätberatung.

Foto: Raupold Isabella

Diese Lücke versucht das bis zum 14. Februar dauernde Convivium zu schließen. Die Teilnehmer werden in vielerlei Aspekten des Diabetes angeregt, Gewohnheiten aus dem Alltag zu überprüfen und gegebenenfalls umzustellen. Das fängt beim sachgerechten Insulinspritzen und der täglichen Blutzuckermessung an und hört bei Themen wie Unterzuckerung, Broteinheiten und Essverhalten nicht auf. Das wichtigste Ziel für die Patienten sollte sein, möglichst lange ihr Leben in Eigenständigkeit zu bewältigen, betont Genz. Dazu gehören naturgemäß Kenntnisse über diabetikergerechte Ernährung. "Bei den Beratungstagen werden entsprechende Sachverhalte mehrfach wiederholt, das unterscheidet das Seminar von einem Vortrag", so Kronsbein. Die Teilnehmer erhalten Gelegenheit, Vorgänge durch Wiederholung zu verinnerlichen, sie machen unter Anleitung Übungen und können sich untereinander austauschen. Weitere Ziele sind, so Kronsbein, Beschwerdefreiheit und Vermeidung von Unterzuckerung. Ein praktisches Beispiel zur Ernährung zeigen Genz und Kronsbein beim Pressegespräch: Auf esstellergroßen bunten Scheiben sind verschiedene Gerichte abgebildet, auch Fast Food wie Hamburger und Pommes, außerdem Schnitzel, Kartoffeln, Wurst, Käse, Salate, Obst, Kuchen. Auf der Rückseite können die Teilnehmer ablesen, wie viele Broteinheiten die Speisen enthalten. Das erleichtert den Insulinpflichtigen, ihr individuelles Ernährungsprofil zu erstellen. Zur Ernährung für Diabetiker sind Süßspeisen und Gebäck wie etwa Kuchen übrigens nicht länger tabu. "Es gibt hier aufgrund der Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre heute viel weniger Reglementierung", hebt Kronsbein hervor.

Das Convivium findet erstmals in Kooperation mit der von der Awo betriebenen Seniorenakademie statt. In Zukunft sollen stärker Arztpraxen eingebunden werden, hofft Kronsbein. Für eine geplante Evaluationsstudie sucht der von ihm geleitete Lehrstuhl für Ernährungsberatung weitere kooperierende Ärzte. Interessierte melden sich im Fachbereich Oecotrophologie.

(ri-)
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