Mönchengladbach Kütson nimmt Kinder ins Orchester auf

Mönchengladbach · Niederrheinische Sinfoniker luden Nachwuchsmusiker ein zur ersten Kennenlern-Probe im Theater. Ende Juni werden die Gewinner des Wettbewerbs "Bühne frei" als Solisten im 7. Sinfoniekonzert zusammen mit dem Orchester auftreten.

 Mitten unter Profis haben Kinder an Pulten der Niederrheinischen Sinfoniker bei der Probe Platz genommen.

Mitten unter Profis haben Kinder an Pulten der Niederrheinischen Sinfoniker bei der Probe Platz genommen.

Foto: Ilgner

Kurz vor den Proben von Sinfonieorchestern herrscht besondere Stimmung. Es herrscht Betriebsamkeit, Gespräche, Klangfetzen, mischen sich zu flimmerndem Stimmengewirr. Spannung liegt in der Luft, bisweilen auch Routine. Man wartet auf den Dirigenten.

Diesmal ist es auch so, doch etwas ist anders im Konzertsaal des Theaters Mönchengladbach. Denn neben den Alten Hasen und auch jüngeren Profimusikern fällt der Altersdurchschnitt bei näherem Hinsehen plötzlich ganz rapide ab. Da sind Kinder zwischen 8 und 14 Jahren und sie mischen sich ganz natürlich unter die Reihen der Niederrheinischen Sinfoniker. Nichts ist heute Routine, weder bei den Kindern, die strahlend darauf warten, heute etwas ganz Außergewöhnliches zu erleben, noch bei den Profis. Spannung ist auch in den Gesichtern der Eltern im Zuschauerraum sichtbar. Vorfreude pur.

Wie ein Weckruf ertönt das harmonische Signal des stimmenden Orchesters und jeder weiß, jetzt gleich wird es ernst. Das A des Kammertons verstummt. Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson betritt die Bühne und begrüßt alle herzlich. Er ist ein ernster aber leidenschaftlicher Musiker, das merken die kleinen Instrumentalisten, die ihre Plätze im Orchester gefunden haben, sofort. Er macht keine Mätzchen; wie angenehm das doch ist, wenn Kinder ernst genommen werden. Hier geht es um die pure Musik. Und zwar um den Wettbewerb "Bühne frei" für junge Musiker - und das bereits zum dritten Mal.

Doch bevor die Öffentlichkeit in den Genuss kommen darf, die zauberhafte Melange aus Talenten - dieses Jahr junge Streicher und Bläser - und erfahrenem Sinfonieorchester zu genießen, findet zunächst dieses konspirative Vortreffen statt. Eine gelungene Neuerung im Ablauf des Wettbewerbs für junge Musiker aus der Region Niederrhein.

Denn so können sich das Orchester, der GMD und die Bewerber schon zu Beginn bei einer gemeinsamen Probe kennenlernen, wie Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer mit ehrlicher Begeisterung schildert. Sie weiß, wie viel Freude man den jungen Menschen - sie kommen unter anderem aus Krefeld, Mönchengladbach, Erkelenz, aber auch aus Neuss oder Aachen - damit macht. Nach zwei Wettbewerbsrunden unter Begutachtung durch eine Jury (bestehend aus Kütson und Mitgliedern der Sinfoniker) dürfen nur die besten im 7. Sinfoniekonzert als Solisten vor großem Publikum auftreten.

Aber bevor es für die insgesamt 24 Kandidaten in die Castings geht, durfte so schon mal jeder, bei dem man es instrumental einrichten konnte, für einen Tag bei den Niederrheinischen Sinfonikern mitspielen. Und das klingt ausgesprochen gut. Kütson probt ernsthaft mit den jungen Musikern, unter ihnen neun Streicher, Holz-, Blechbläser und sogar ein Saxofon. Durchaus ernst zu nehmende Orchesterliteratur erklingt, wie zum Beispiel Tschaikowskys Blumenwalzer. Alle sind hochkonzentriert.

Nach getaner Arbeit lässt der GMD es sich nicht nehmen, noch persönlich alle durch das Haus zu führen. Auch in das musikalische Herz, den Orchestergraben. Die spannenden Geheimnisse dieses mystischen Ortes jenseits des Zuschauerraumes, die Kütson zu berichten weiß - bei "Bühne frei" werden einige davon gelüftet.

(laki)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort