Mönchengladbach Kugelfische und groteske Köpfe aus Ton

Mönchengladbach · Erst waren es 52 Stände, dann 42: Weil einige Aussteller des 12. Töpfermarktes am Schloss Rheydt die Hitze am Samstag nicht gut vertrugen, reisten sie vorzeitig ab. Doch auch am Sonntag sahen die Besucher Tonkunst in vielen Facetten.

Zu den besonders gern betrachteten Attraktionen beim Töpfermarkt gehörte dieser Stand mit sogenannten "Gute-Laune-Pilzen". Sie stammen aus der Werkstatt des Korschenbroichers Armin Küppers.

Zu den besonders gern betrachteten Attraktionen beim Töpfermarkt gehörte dieser Stand mit sogenannten "Gute-Laune-Pilzen". Sie stammen aus der Werkstatt des Korschenbroichers Armin Küppers.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Stoßsicher in Zeitungspapier verpackt trägt Gabi Haehl ihre Einkäufe in der durchsichtigen Plastiktüte über die Turnierwiese am Schloss Rheydt. Keramikkugeln in verschiedenen Blautönen hat sie sich gerade gegönnt, "damit schmücke ich meinen Esstisch", sagt die 65-Jährige. "Ich liebe Keramik", ergänzt sie - und ist deshalb gestern Mittag auf der Turnierwiese genau richtig. Denn am Schloss Rheydt läuft der 12. Töpfermarkt. Künstler und ausgebildete Handwerker zeigen, was sich aus Ton alles gestalten lässt - zum Beispiel dicke Fliegenpilze mit leuchtendroten Hüten, aufgeblähte Kugelfische, die mit runden Augen durchs Gelände starren, kleine Engel, die an Bindfäden schweben und groteske Glatzköpfe, die aus Baumstämmen wachsen.

"Der Markt gefällt mir gut. Vor allem, weil er auch eine moderne Richtung der Keramik zeigt und nicht nur funktionale Objekte", lobt Gabi Haehl. Sie lebt am Bodensee, besucht jetzt eine Freundin in Mönchengladbach und flaniert mit ihr über das Schlossgelände. Die beiden sehen bunte Tassen mit Blütendekor, Tabletts, ornamentverzierte Vasen, Schüsseln, Vogeltränken, aber auch Büsten, abstrakte Skulpturen und Wandbilder. Keramikdesignerin Ruth Kirsch aus Krefeld hat eine Auswahl an Geschirr dabei, aber auch Vasen und kleine Dosen, die aussehen wie abstrakte Ziegen oder Steinböcke. Wie Besucherin Gabi Haehl schwärmt sie von ihrem Arbeitsmaterial: "Keramik fasziniert mich in jeder Beziehung", sagt sie. "Ich kann dem Material durch die Form meinen Stempel aufdrücken." Das tolle an so einem Töpfermarkt sei es deshalb ja auch, dass er verschiedene Formensprachen und Stile der Hersteller zeige. Außerdem seien kunstvoll gefertigte Objekte aus Keramik nichts Alltägliches: "Wer bei mir eine Tasse kauft, macht das eher, weil er etwas Besonderes haben möchte - und nicht, weil er keine Tassen zu Hause hat." Weil die Kulisse des Töpfermarktes ebenfalls so besonders sei, passe er so gut nach Rheydt.

Gestern ist Ruth Kirsch eine von 42 Ausstellern rund ums Schloss, am Samstag waren es noch 52. "Ein paar Ältere sind schon wieder abgefahren, wegen der Hitze", erläutert Organisator und Museumspädagoge Klaus Möhlenkamp. Auch hätte der Markt wegen der hohen Temperaturen am Samstag weniger Besucher auf den Markt gelockt als im Vorjahr, als es insgesamt geschätzt rund 9000 bis 10 000 gewesen seien - "aber das Fachpublikum war da und hat auch eingekauft". Ausgestellt seien Arbeiten aus verschiedenen Bereichen: "Wir zeigen frostfeste Gartenkeramik ebenso wie Gebrauchskeramik und Kunst." Wichtig sei, dass die Aussteller Diplom-Keramiker oder handwerklich ausgebildet sind.

Ruth Kirsch etwa hat als 17-Jährige eine Lehre gemacht, ist seit 1988 selbstständig. "Ich hatte einen Töpfer an der Drehscheibe gesehen und sofort gedacht: Das möchte ich auch machen", erinnert sie sich. Während die Krefelderin ebenso wie Keramik-Künstlerin Petra Wolf aus Brüggen-Bracht eine eher kurze Anreise zum Schloss Rheydt hatten, musste einige ihrer Kollegen weite Wege auf sich nehmen. Denn neben Ausstellern aus dem Bundesgebiet reisten auch wieder Aussteller aus den Niederlanden, Großbritannien und Ungarn an. Dass sie dann immer in direkter Nachbarschaft des Museums Schloss Rheydt ihre Stände aufbauen, ist kein Zufall: Dort passen sie einfach hin. "Unsere Sammlung ist stark an Keramik orientiert", erklärt Klaus Möhlenkamp. Wie der Markt soll sie deutlich machen, wie vielseitig der Werkstoff ist.

(naf)
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