Mönchengladbach Barocker Glanz und schmeichelnder Klang

Mönchengladbach · Die Trompeter Ludwig Güttler und Johann Clemens begeisterten das Publikum zusammen mit dem Konzertorganisten Friedrich Kircheis in der evangelischen Hauptkirche Rheydt. Am Ende gab es drei gefeierte Zugaben.

 Mitstreiter hat Ludwig Güttler (l.) in dem jungen Trompeter Johann Clemens (r.) und dem Konzertorganisten Friedrich Kircheis gefunden, der ihn schon seit 1979 begleitet.

Mitstreiter hat Ludwig Güttler (l.) in dem jungen Trompeter Johann Clemens (r.) und dem Konzertorganisten Friedrich Kircheis gefunden, der ihn schon seit 1979 begleitet.

Foto: Jörg Knappe

Eine der beliebtesten Instrumentenkonstellationen ist Trompete und Orgel - so war es nicht verwunderlich, dass beim jüngsten Konzert in der evangelischen Hauptkirche in Rheydt die Empore fast komplett und auch das Kirchenschiff etwa zur Hälfte gefüllt waren. Vor allem lockte selbstverständlich Ludwig Güttler, jener legendäre Musiker, der als Solotrompeter, Lehrer, Musikforscher sowie Gründer und Solist des "Leipziger Bach-Collegiums", des "Blechbläserensembles Ludwig Güttler" und des Kammerorchesters "Virtuosi Saxonia" im In- und Ausland reüssiert. Der inzwischen 73-Jährige denkt offenbar noch lange nicht ans Aufhören - er realisiert immer noch gut 110 Auftritte im Jahr. Das Mammutprogramm führt jedoch nicht zu Qualitätseinbußen - davon konnte sich das aufmerksame Publikum, das glücklicherweise gebeten war, nur am Schluss (dann aber umso enthusiastischer!) zu applaudieren, anhand eines abwechslungsreichen Barock- und Klassikprogramms überzeugen.

Der illustre Gast faszinierte auf der makellos und voller Strahlkraft geblasenen Hoch-B-Trompete ebenso wie auf dem Corno da caccia (Jagdhorn). Dabei handelt es sich um ein Blechblasinstrument aus der Gruppe der Horninstrumente, das sich durch einen weichen und anschmiegsamen Ton auszeichnet. Mit dem erstgenannten, auch als "Bach-Trompete" bezeichneten, relativ kleinen und schwer zu spielenden Instrument brillierte Güttler in der Sonate c-Moll von Jean Baptiste Loeillet (1680-1730), während er beim Choralvorspiel "Was Gott tut, das ist wohlgetan" von Johann Sebastian Bach auf dem Corno da caccia einschmeichelnden Wohlklang entfaltete. Berückend gelang dem Interpreten das häufig zu hörende Bach'sche Choralvorspiel "Jesu bleibet meine Freude". Hier - nun wieder auf der Hoch-B-Trompete - waren durchgängiges Piano und mustergültige Legato-Kultur zu bewundern. Ein großer Künstler benötigt adäquate Mitstreiter, und die hat Güttler in dem jungen Trompeter Johann Clemens und dem ihn schon seit 1979 begleitenden Konzertorganisten Friedrich Kircheis gefunden. Clemens, Jahrgang 1983 und seit 2007 Trompeter beim Leipziger Gewandhausorchester, stellte sich mit einem strahlkräftigen "Voluntary" von John Alcock (1715-1806) vor, gefiel darüber hinaus mit zwei Choralvorspielen von Gottfried August Homilius (1714-1785) - einmal für Corno da caccia und einmal für Trompete - und war Güttler ein ebenbürtiger Partner in zwei Doppelkonzerten. Neben dem festlichen Konzert für zwei Trompeten D-Dur von Georg Philipp Telemann (1681-1767), das die Konzertfolge beschloss, sei vor allem das Konzert für zwei Corni da caccia von Johann David Heinichen (1683-1729) gewürdigt, in dem die beiden Blasinstrumente optimal miteinander harmonierten.

Bei allen erwähnten Vortragsstücken war Kircheis an der Wilhelm-Sauer-Orgel gefordert, und das teils mit hoch anspruchsvollen Begleitparts. Der Kantor und Organist an der Dresdner Diakonissenhauskirche, der sich auch immer wieder der Kammermusik widmet, erwies sich als einfühlsamer, stets punktgenauer Mitgestalter, der die reiche Klangfarbenpalette der Hauptkirchenorgel geschmackvoll und den Solostimmen angepasst einsetzte.

Mit Präludium und Fuge e-Moll von Nicolaus Bruhns (1665-1697) und vor allem mit Präludium und Fuge a-Moll BWV 543 von Johann Sebastian Bach - in ausgesprochen durchsichtiger und plastischer Wiedergabe - wusste der Künstler auch solistisch zu fesseln. Drei gerne gewährte Zugaben beendeten einen bemerkenswerten Konzertabend.

(oeh)
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