Mönchengladbach Bilder, die aus der Seele kommen

Mönchengladbach · Wolfgang Franken hat fünf Antependien für die Christuskirche gestaltet. Was ursprünglich ein bestickter Vorhang war, wird bei ihm zur bearbeiteten Holztafel. Die Bilder erzählen die Geschichten des Kirchenjahres - spannend und schön.

 Wolfgang Franken zeigt in seinem Atelierraum die fünf Antependien, die er für die evangelische Christuskirche auf dem Kapuzinerplatz gestaltet hat.

Wolfgang Franken zeigt in seinem Atelierraum die fünf Antependien, die er für die evangelische Christuskirche auf dem Kapuzinerplatz gestaltet hat.

Foto: Detlef Ilgner

Wolfgang Franken ist ein zutiefst religiöser Mensch. Seine Kunst entstammt seiner Überzeugung und seiner Seele. "Das verstehen viele nicht, die rümpfen die Nase", sagt der Künstler, der in einem wunderschön umgebauten, ungemein heimeligen Fachwerkhaus in Rheindahlen lebt und arbeitet. Vom offenen Wohnbereich geht's direkt in sein Atelier. "Dann bin ich bei der Arbeit nicht allein." Schon als Kind hat ihn jede Art von Holz interessiert. "Ich habe bizarre Wurzeln gesammelt und aus Holzstücken Formen herausgeschnitzt." Holz ist sein Werkstoff geblieben - bis heute. Der Künstler ist gestern 68 Jahre alt geworden.

 Ausstellung 2012 in der Klosterkirche Neuwerk.

Ausstellung 2012 in der Klosterkirche Neuwerk.

Foto: Isabella Raupold

Gerade hat er fünf Antependien für die Christuskirche auf dem Kapuzinerplatz geschaffen, Das Antependium ist ursprünglich ein reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff, der vor oder an den Seiten des Altars aufgehängt wurde. Antependien sind sowohl in der evangelischen Kirche als auch in der katholischen Kirche üblich. Sie sind in den liturgischen Farben gehalten und meistens mit zu Kirchenjahr passenden Symbolen versehen. Frankens Antependien sind - na klar - aus Holz. Am 22. und 23. März, 18 Uhr, und am 27. März, 11 Uhr, werden die Kunstwerke in der Christuskirche vorgestellt. Die fünf Antependien haben exakt dieselbe Größe. Sie werden im Kirchenjahr im Wechsel an der Kanzel aufgehängt und präsentiert.

Das erste Bild steht für die Passionszeit und ist passend in Violett gehalten. Es zeigt die weinenden Frauen, denen Jesus riet: "Weint nicht über mich, sondern über euch selbst und eure Kinder." Im unteren Bereich des Antependiums weisen Dornenkrone und Kreuznägel auf das zukünftige Leid Jesu hin. In Anlehnung an das übliche Stoff-Antependium hat die farbige Fassung tatsächlich etwas von einem zarten Faltenwurf.

Der auferstandene Christus ist das Thema der zweiten Holztafel. Zwei Frauen erfahren vom Engel, dass Jesus nicht mehr in seinem Grab liegt. Dieses Bild zeigt sehr schön die künstlerischen Techniken von Wolfgang Franken. Er schnitzt die Hölzer nicht, er reißt sie, indem er sie spaltet und dann entlang der Fasern aufzieht. "Die Figuren sind bereits im Holz, ich lege sie frei." Und dann gibt es den japanischen Glasdruck, eine sehr ungewöhnliche Art, mittels einer Glasplatte einen seitenrichtigen Druck zu erzeugen. Auf dem Holz wirken die zarten Linien, die Franken damit "zeichnen" kann, ausgesprochen filigran.

Auf dem Pfingstbild ist echt was los. Da saust und braust es, und die Flammen lodern. Der Heilige Geist kommt herab. Für die Adventszeit hat Wolfgang Franken das dritte Bild geschaffen. Es verbildlicht die Hoffnung auf die Ankunft des Erretters. Zu Weihnachten wird das hellblau gefasste Bild an der Kanzel der Christuskirche hängen. In der Krippe liegt nicht der kleine Jesus, sondern das gebrochene Brot. Und die Heiligen Drei Könige sehen ein bisschen aus wie Indianer-Häuptlinge.

Auf den Antependien von Wolfgang Franken gibt es eine Menge zu entdecken. Gut, dass sie jeweils eine geraume Zeit in der Christuskirche hängen werden. Da haben die Betrachter Zeit genug, die Geschichten und Botschaften in den Bildern zu lesen. Und zu verstehen.

(RP)
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