Mönchengladbach Blech, Flamenco und wilder Westen

Mönchengladbach · Das letzte Konzert des Musiksommers hatte es in sich. Der "Tanz durch Europa" entwickelte sich viel mehr zum "Tanz durch die Epochen". Songs von Abba, den Beatles und Blasmusik wechselten sich mit spanischen Rhythmen ab.

Mit einem "Tanz durch Europa" endete der diesjährige Rheydter Musiksommer. Passend als Überschrift wäre auch gewesen "Tanz durch die Epochen" oder "Tanz im Laufe der Zeiten". Natürlich durfte auch amerikanische Tanzmusik nicht fehlen. Dafür ist ihr Einfluss auf die europäische nun doch zu groß.

Wie leicht vorauszusehen war, sollte in der Evangelischen Hauptkirche nicht etwa getanzt werden. Das wäre wohl doch des Guten oder des Schlechten etwas zuviel gewesen. Aber eine breite Palette ansprechender tänzerischer Musik war zu hören, und damit wurde genau der Nerv der erneut sehr zahlreich erschienen Zuhörer getroffen. "In den bisherigen fünf Konzerten hatten wir", erläuterte Musiksommer-Organisator Udo Witt, "ein breites Spektrum vom Barock bis zur Moderne."

Und am letzten Abend gab es einen komprimierten Überblick über Tänzerisches im Lauf der Epochen. "Und das ganz in Blech", wie Witt ankündigte. Elf engagierte Blechbläser, genannt "Niederrhein Brass", hatten schon vor einem Jahr in Rheydt für Furore gesorgt und fanden auch jetzt wieder ein begeistertes Publikum. Besetzt mit vier Trompeten, vier Posaunen, zwei Hörnern und Basstuba - bei einigen Werken auch Schlagzeug - boten die elf bis zwölf Musiker ein abwechslungsreiches Programm. Dabei passten sie ihr Spiel stilistisch geschickt den recht verschiedenen Anforderungen der Werke an.

Ihr Leiter, Raphael Thöne, gefiel nicht nur als Dirigent, sondern auch als Organist mit einem Ragtime auf der dafür durchaus geeigneten pneumatischen Sauer-Orgel. Gestartet wurde mit französischen und englischen Barock-Klängen, einem Rigaudon und der "Abdelazer Suite" des Engländers Henry Purcell. Natürlich wurden Bearbeitungen gespielt, historisch korrekte Aufführungspraxis stand nicht auf der Tagesordnung. Trotzdem wurde mit präzisem und transparentem Spiel das barocke Element wirkungsvoll zum Klingen gebracht.

Gänzlich anders, nämlich nach amerikanischem Swing klang es bei Titeln von Irving Berlin. Der wurde 1888 in Russland geboren und starb 1989 in New York. Ob ihn seine eigene Musik so lange munter und damit so alt werden ließ? Man weiß es nicht.

Auf jeden Fall erklangen "Cheek to Cheek" und "Jeanie with the Light Brown Hair" herrlich erfrischend. Erinnerungen an die Beatles und an ABBA, Ennio Morricones finstere Wild-West-Assoziationen und südspanische Flamenco-Rhythmen brachten weitere Abwechslung ins Programm. Die Begeisterung war groß, und so waren noch drei Zugaben zu hören, darunter Wienerisches (von Johann Schrammel) und Amerikanisches (von George Gershwin). Im nächsten Jahr, versprach Udo Witt, gehe es mit dem Musiksommer weiter. Natürlich vergaß er nicht zu erwähnen, dass bis dahin in der Hauptkirche musikalisch noch einiges andere passieren wird.

Ein Blick ins Veranstaltungsverzeichnis (im Internet zu finden unter www.hauptkirche-rheydt.de) lohnt sich.

(RP)
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