Mönchengladbach Chorprojekt führte Mendelssohns "Paulus" auf

Mönchengladbach · Felix Mendelssohn Bartholdys op. 36 "Paulus" ist ein großartiges Werk. Das war auch die durchgehend zu hörende Meinung der vielen Zuhörer in der Odenkirchener Kirche St. Laurentius. Und die meisten Gäste bekannten dabei unumwunden, dass sie dieses Oratorium zum ersten Mal hörten. In der Tat: So oft hat man in unseren Breiten nicht die Gelegenheit, es in einer Live-Aufführung zu erleben. Und nicht jeder Musikfreund findet die Muße, das dreistündige Werk in aller Ruhe zu Hause auf einer Schallplatte oder CD zu hören.

Um so verdienstvoller ist es, dass Stephanie Borkenfeld-Müllers und das Chorprojekt Mönchengladbach die Mühe auf sich nahmen, zum zehnjährigen Bestehen des Projekts dieses Werk einzustudieren und aufzuführen. Das war schon unter organisatorischem Aspekt kein leichtes Unterfangen. 110 Sänger nahmen teil - das Projekt erfreut sich steigender Beliebtheit. Dazu kommt ein vergleichsweise stark zu besetzendes Orchester. Genau damit waren aber zugleich die besten Voraussetzungen für eine eindrucksvolle Aufführung geschaffen. Die vielen Mitwirkenden im Altarraum und die voll besetzten Kirchenbänke nahmen einerseits einiges von der Über-Akustik dieser Kirche weg. Andererseits blieb aber doch noch so viel Hall und klang es damit so voluminös, dass gerade die vielen Fortissimo-Passagen dieses Werkes unter die Haut gingen.

Das heißt nun nicht, dass nicht auch die lyrischen Komponenten sorgfältig einstudiert gewesen wären. Im Gegenteil - Choräle, von denen der Komponist einige aus Bach-Oratorien übernahm, wurden dezent und einfühlsam vorgetragen. Bewusst hat Mendelssohn, wenn auch mit durchaus eigener Handschrift, viel von Bach übernommen. Dazu gehört auch die Dramatik der Turba-Chöre wie "Steiniget ihn". Wie schon Bach schafft es Felix Mendelssohn Bartholdy genial, destruktive Pogrom-Stimmung musikalisch auszudrücken. Die entsprechenden Chorpartien gelangen glänzend. Der traurige inhaltliche Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen ist ein anderes Thema.

Am großen Erfolg hatten alle Mitwirkenden ihren Anteil. Mit tragenden Stimmen und feiner Musikalität beeindruckten die Gesangssolisten Johannes Klüser (Tenor), Christoph Erpenbeck (Bass), Isabelle Razawi (Sopran) und Sibylla Löbbert in der vom Komponisten leider nur sehr sparsam berücksichtigten Altpartie. Tadellos agierte auch das Orchester, besetzt mit Mitgliedern der Niederrheinischen Sinfoniker mit der Konzertmeisterin Chisato Yamanoto. Stephanie Borkenfeld-Müllers hatte alles sorgfältig einstudiert und war Herrin des Geschehens.

(-tr)
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