Mönchengladbach Die Erfolgsküche

Mönchengladbach · Sie haben sich einfach an die Arbeit gemacht - und in der Kulturküche an der Waldhausener Straße etwas geschaffen, was es sonst nirgends gibt. Es geht um Kultur, um Wohlbefinden und Inklusion.

 Diese Lampenschirme beleuchten die Waldhausener Straße vor der Kulturküche (l.).

Diese Lampenschirme beleuchten die Waldhausener Straße vor der Kulturküche (l.).

Foto: Detlf Ilgner

Sie haben den Grünewaldplatz verändert. Sie haben die Altstadt verändert. Sie haben die Stadt verändert. "Als wir die Idee hatten, das schon lange leerstehende Haus Lütterforst an der Waldhausener Straße für inklusive Arbeit zu nutzen, waren wir sicher, dass das klappen würde. Wir hatten eine Vision und haben uns einfach an die Arbeit gemacht", sagt Hannah von Dahlen. Gemeinsam mit ihrem Vater, dem Geschäftsführer der gemeinnützigen Intres GmbH, Norbert von Dahlen, hat sie die Kulturküche erfunden. Das war Anfang 2013. Heute beherbergt das Haus eine Einrichtung, die es so nirgendwo sonst in Deutschland gibt. Im unteren Geschoss befindet sich das Bistro mit einer kleinen Bühne. In den Obergeschossen haben Existenzgründer, Kreative und Kulturschaffende ihre Büros. "Das Ziel war von Beginn an die sinnstiftende Beschäftigung für die Intres-Klienten." Das sind Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und psychischen Beeinträchtigungen. Elf bis zwölf Klienten arbeiten im Service und in der Küche des Hauses. "Und zwar sehr gern und zuverlässig", sagt von Dahlen.

Gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Lara Valsamidis leitet sie die Kulturküche. Und seit einem Jahr betreibt die Intres GmbH auch die Vinyl-Garage schräg gegenüber. "Auch da sind elf Klienten beschäftigt", sagt von Dahlen. Sie sortieren und katalogisieren die Schallplatten, säubern sie bei Bedarf in der Plattenwaschmaschine, reparieren die Plattenhüllen.

 Hannah von Dahlen und Lara Valsamidis von der Kulturküche: Viele Ideen wurden bereits umgesetzt, neue ständig entwickelt.

Hannah von Dahlen und Lara Valsamidis von der Kulturküche: Viele Ideen wurden bereits umgesetzt, neue ständig entwickelt.

Foto: Isabella Raupold

Beide Einrichtungen - Kulturküche und Vinyl-Garage - sind zu beliebten Treffpunkten geworden. Nachbarn trinken ihren Kaffee im Bistro, Angestellte aus der Umgebung treffen sich zum Mittagessen in dem lila und lindgrün gehaltenen Raum. "Der Schlüsselmacher kommt regelmäßig, auch die Nagelstudiobetreiberin - und die Angestellten der Stadtverwaltung, der Santander-Bank und Lehrer", sagt Hannah von Dahlen.

Und die Veranstaltungen in der Kulturküche besuchen inzwischen alle: Schüler, Eltern, Rentner, Studierende - auch Blinde und Gehbehinderte. Geboten wird eine Menge: Kitchentalk mit Stadionsprecher Torsten Knippertz, Konzerte, das Küchentheater, Lesungen, Filmabende, Diskussionen, DJ- und Livemusik, Open Stage für Talente, die hier Bühnenerfahrung sammeln. Und draußen gibt es die Terrasse, den Boule-Platz, die Kulturküche beteiligt sich an "Eat & Chill" und am Altstadttrödel. Und gemeinsam mit der Altstadtinitiative und dem Verein Kulturkram wurde die Waldhausener Straße beleuchtet - mit hübschen altmodischen Lampenschirmen.

Um auch den Klienten der Intres GmbH den Besuch von Veranstaltungen zu erleichtern, wurde eine neue Idee umgesetzt: Sie werden mit einem Bus abgeholt, in die Kulturküche begleitet und während der Veranstaltung betreut. "Selbstverständlich werden sie anschließend wieder nach Hause gebracht", sagt Lara Valsamidis. Das Angebot wird zunehmend begeistert genutzt. "Wir schließen damit eine Riesenlücke." Und sie werden damit ihrem Inklusionsauftrag noch ein bisschen mehr gerecht. Und das Besondere in der Kulturküche: "Menschen kommen zusammen und haben eine schöne Zeit."

(RP)
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