Thema Kulturnacht Die Musikschule wandelt sich zum "Haus der Stille"

Die Forderung ist unübersehbar für jeden Besucher, der in der Kulturnacht die städtische Musikschule betritt: "Silenzio", "Ruhe", "Tischina" steht auf Tafeln und an Türen zu lesen, sogar auf Arabisch. An diesem Abend besinnt sich das Institut darauf, dass im Kern aller Musik, die dort mindestens 300 Tage im Jahr von morgens bis abends zu hören ist, die Stille wohnt. Jener hochkonzentrierte Augenblick kurz vor dem ersten Einsatz in einem Konzert. "Wir präsentieren uns bei Nachtaktiv als Haus der Stille", gibt Musikschulleiter Christian Malescov die Losung des Abends aus.

Ganz ohne Klänge und Geräusche geht das freilich nicht. Also widmen sich Autoren im oberen Foyer in ihren selbst vorgetragenen Geschichten dem Thema Stille. Und die Harmolodic Players, eine Jazzband aus vier Dozenten der Musikschule, spielen im Orff-Saal ein vom Saxofonisten Nicolas Simion entworfenes Free-Jazz-Stück als Uraufführung vor einer Hand voll Zuschauer. "Ductus Silentiorum" (Der Zug der Schweigenden) erklingt in einer filigran-verhaltenen Tongebung, die sich zu vorgerückter Stunde als angenehm beruhigend für die Gehörgänge erweist. Jazz in homöopathischen Dosen, sozusagen. Doch im Finalsatz ziehen Frank Füser (Flügel, Altsaxofon), Nicolas Simion (Altsaxofon, Flügel), Markus Vögeler (E-Gitarre) und Robert Hurasky (Percussion, Drums) dann plötzlich alle Register. Von wegen Stille - hier geht mächtig die Post ab in lebhaftem Konzertieren, Imitieren und scharfer Zuspitzung der improvisierten Klangfolgen.

Wie gut, dass wir kurz vorher an Brigitte Hoths Meditationsworkshop "Stille im Herzen" im Erdgeschoss teilnehmen durften. Im dämmrigen Raum sitzen wir reglos auf Stühlen und Bodenpolstern und beobachten das Strömen des eigenen Atems. Schön beruhigend, diese Übung in Achtsamkeit.

(ri-)
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