Mönchengladbach Die Welt zu Gast in Gladbach

Mönchengladbach · Ein Friedensnobelpreisträger, ein Schachgenie mit politischem Kopf, ein afrikanischer Chor, eine große Pianistin und eine irre Physik-Show - der Initiativkreis fährt 2016 wieder groß auf. Und hat auch für die Folgejahre spannende Pläne.

Als Peter Schlipköter 2003 Mönchengladbacher Unternehmern die Idee vorstellte, Nobelpreisträger nach Mönchengladbach zu holen, lautete deren skeptische Gegenfrage: "Warum sollten die nach Gladbach kommen?" Im kommenden April kommt nun Nummer 25. Seinen Namen kennt zwar nicht wie beim Dalai Lama, Michail Gorbatschow oder Kofi Annan jedes Kind. Weniger spannend ist er aber deshalb keineswegs. Im Gegenteil. Kailash Satyarthi sah in Indien als kleiner Junge auf dem Weg zur Schule jeden Tag einen Altersgenossen, der als Schuhputzer arbeitete. Er schämte sich, dass dieser Junge nicht dieselben Chancen hatte wie er selbst - und begann mit elf Jahren sich gegen Kinderarmut einzusetzen. Mit 26 gab er seinen Job als Elektroningenieur auf und gründete die "Bewegung zur Rettung der Kindheit". Mit 60 bekam er als erster Inder überhaupt den Friedensnobelpreis - und hatte schon für einen Vortrag in Mönchengladbach zugesagt, bevor er in Oslo den Preis feierlich überreicht bekam. Den Kontakt stellte Muhammad Yunus her, der 2011 selbst in Mönchengladbach war.

"Am Anfang kannte uns niemand. Inzwischen haben wir es deutlich einfacher", sagte Rolf Königs, Sprecher des Initiativkreises, gestern bei der Präsentation. Als sich vor einer guten Woche die Nobelpreisträger in Barcelona trafen, war Peter Schlipköter als Gast dabei. Er traf viele, die sich gut an Mönchengladbach erinnern, vor allem aber welche, die er demnächst in die Stadt holen will, wie zum Beispiel die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman. "Es ist unheimlich hilfreich, wenn Preisträger, die schon einmal hier waren, bei anderen ein gutes Wort für uns einlegen können", sagt Peter Schlipköter.

Das kann künftig auch Garry Kasparov. Er kommt im Rahmen der Pioniere-Reihe, die längst so erfolgreich wie die Nobelpreisträger-Serie ist, am 2. Juni in die Stadt. Der langjährige Schachweltmeister spielt erst ein Simultanturnier gegen 15 Spieler aus der Region und hält dann abends in der Kaiser-Friedrich-Halle einen Vortrag zum Thema "Was Führungskräfte vom Schach lernen können". Kasparov ist nach dem Ende seiner Schachkarriere zum politischen Kopf geworden. Er gründete eine Oppositionsbewegung in Russland, ist scharfer Putin-Kritiker und lebt inzwischen mit kroatischer Staatsbürgerschaft in New York. "Ich kann im Ausland viel mehr Schaden anrichten als in Russland", sagte Kasparov der Süddeutschen Zeitung zu seiner neuen Wahlheimat. Im Deutschlandradio warf er dem Westen vor wenigen Wochen vor, zu weich gegen Putin vorgegangen zu sein: "Obama redet, Putin agiert. Diktatoren fragen nicht nach dem Warum. Sie fragen nur: Warum nicht?"

In der Serie "Chöre der Welt" kommen im Dezember 2016 die "African Angels", eine Gruppe von südafrikanischen Opernsängern, die in der Evangelischen Hauptkriche in Rheydt Gospel, Opern und traditionelle afrikanische Stücke singen. Die international renommierte Pianistin Khatia Buniatishvili kommt am 19. Januar in der Reihe "Orchester und Solisten der Welt" mit der Kammerphilharmonie Amadé in die Kaiser-Friedrich-Halle. Für Kinder gibt es außer dem Taschenlampenkonzert die Wissenschaftshow "Physikanten & Co".

Die Planungen für die Jahre 2017 und 2018 sind in vollem Gange. Schlipköter hat dafür unter anderem Gespräche aufgenommen mit der liberischen Präsidentin und Nobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf, der birmanischen Politkerin Aung San Suu Kyi und dem türkischen Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk.

(RP)
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