Mönchengladbach Digitale Kunst aus dem Kaugummiglas

Mönchengladbach · Ralf Botzen malt nicht nur auf Leinwände, sondern auch auf einem Tablet-Computer. Eine Auswahl seiner abstrakten Werke zeigt er am 9. und 10. August im Nassauer Stall. Es ist seine erste Ausstellung in Mönchengladbach.

 Ralf Botzen mit seinem Werk „Conversation“, das auch auf einem Tablet-Computer entstanden ist.

Ralf Botzen mit seinem Werk „Conversation“, das auch auf einem Tablet-Computer entstanden ist.

Foto: Jörg Knappe

Mit dem Pinsel in die Acrylfarbe tauchen, das Material auf der Leinwand verteilen, sofort das Ergebnis im Original sehen: Ralf Botzen schätzt diese klassische Arbeitsweise. Doch den gebürtigen Krefelder fasziniert auch die digitale Kunst. Auf einem Tablet-Computer malte er Anfang Januar 2013 ein abstraktes Bild mit virtuellen Werkzeugen, das er dann jede Woche weiterentwickelte. Die ersten Etappenziele sind noch zurückhaltend in Grau, Rot und Schwarz gehalten. Im Laufe der Zeit gesellen sich zu den grauen Wolken bunte Streifen, Muster, Wellen und Kreise. Einige Arbeiten aus diesem Zyklus "52 weeks/The journey" zeigt Botzen am Samstag, 9., und Sonntag, 10. August, im Nassauer Stall in seiner ersten Ausstellung auf Mönchengladbacher Boden. Der 54-Jährige, der vergangenes Jahr von Aachen nach Wickrath zog, hat die Motive mit einem speziellen Farbpigmentdrucker auf Büttenpapier übertragen lassen.

"Ich bin gespannt, wie das so ist in Mönchengladbach", sagt Ralf Botzen. An beiden Tagen wird er im Nassauer Stall sein, um mit Kunstinteressierten über seine Arbeiten zu sprechen. "Ich möchte Eindrücke von unterschiedlichen Techniken und Ideen vermitteln", erläutert er. Rund 100 Bilder stellt Ralf Botzen, der sich das Pseudonym "rabo" zugelegt hat, aus. Die kleinsten messen 20 mal 20 Zentimetern, die größten zwei Meter mal 80 Zentimeter. Seine Arbeiten entstehen aus konkreten Ideen, gepaart mit Zufallselementen: "Die Natur, Formen, Farben, aktuelles Zeitgeschehen und gesellschaftliche Veränderungen inspirieren mich", erzählt er. "Aber ich habe nicht den Anspruch, mit meinen Bildern die Welt zu verändern." Er biete ein Werk mit Titel, die Interpretation übernehme der Betrachter. Einige seiner Kompositionen wirken, als hätte irgendwer eine Hand in ein Glas mit bunten Kaugummikugeln gesteckt und alles kräftig durchgewirbelt. Andere sind klar strukturiert, markante geometrische Formen schaffen eine spannende Verbindung zu Fantasiegebilden. In "Conversation" etwa presst er graue Ovale hinter ein rotes Gitternetz, nur ein weißes Oval liegt davor - als Sonderling, abgegrenzt vom Denkmuster der anderen. Seine Collagen "Visage I und II" zeigen gläserne Köpfe, angefüllt mit Zeitungsschnipseln: Damit wolle er den Betrachter anregen darüber nachzudenken, wie Medien die Handlungsweise beeinflussen, erklärt der Künstler. Eine andere Leinwand ist über und über mit Punkten in verschiedenen Farben bedeckt, nur ein goldener ist dabei. Der Titel: "The one and only".

Seit 15 Jahren macht Ralf Botzen Kunst, er besuchte neunmal die Internationale Kunstakademie des Kunstkreises Norden, sei ansonsten Autodidakt, erzählt er. In Galerien und Bankgebäuden im Rheinland präsentierte er bisher einige seiner Werke. In Aachen hatte Botzen eine eigene Galerie. Seit dem Umzug nach Mönchengladbach ist sie geschlossen, doch der Künstler hat Ersatz geschaffen: In seiner Wohnung in Wickrath hat sich Botzen eine "Private Home Gallery" eingerichtet. Im langen Flur und den Wohnräumen hängen seine Arbeiten an den Wänden. Kunstinteressierte, die keine Zeit haben, die Ausstellung im Nassauer Stall zu besuchen, können sich also auch zu einem anderen Zeitpunkt dort seine Werke ansehen - "aber nur nach Terminvereinbarung", betont Botzen.

(naf)
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