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Mönchengladbach Ein fliegendes Liebespaar auf der Bühne

Mönchengladbach · Für Robert Norths Ballettabend "Tschaikowskys Träume" spielte er am Flügel live das komplette Musikprogramm, zu dem die Ballettcompagnie tanzte. Jetzt bereitet sich André Parfenov auf die Premiere von "Tangonacht plus . . ." vor.

 Szene aus dem Ballettabend "Tangonacht plus..." von Robert North. Permiere ist am 2. Oktober im Mönchengladbacher Theater.

Szene aus dem Ballettabend "Tangonacht plus..." von Robert North. Permiere ist am 2. Oktober im Mönchengladbacher Theater.

Foto: Matthias Stutte

Sein Büro im vierten Obergeschoss des Theaters ist klein, aber André Parfenov hat dennoch einen Stutzflügel dort hinein gewuchtet. "Ohne Klavier kann ich nicht arbeiten", erklärt der 43-jährige Solopianist und Komponist des Theaters. Denn wenn ihm ein Thema, eine Melodie, ein markanter - gern am Vorbild Strawinsky angedockter - Rhythmus einfällt, setzt er sich sofort ans Klavier, probiert aus, entwickelt, fantasiert drauflos.

 Ballettrepetitor, Pianist und Komponist André Parfenov in seinem Büro - in dem selbstverständlich ein Stutzflügel steht.

Ballettrepetitor, Pianist und Komponist André Parfenov in seinem Büro - in dem selbstverständlich ein Stutzflügel steht.

Foto: Isabella Raupold

Das Improvisieren ist Parfenovs "täglich Brot", nicht nur, weil er passende Bewegungsklänge für das Ballettensemble spontan produziert oder im Kinderkonzert Varianten von Themen aus bekannten klassischen Werken vorträgt. Der aus der Großstadt Ufa am Ural stammende russische Musiker beginnt jeden Arbeitstag mit Geläufigkeitsübungen am Instrument. "Das brauche ich, um mein technisches Niveau zu erhalten", erklärt André Parfenov, der 1998 als Korrepetitor am Theater Krefeld/Mönchengladbach anfing. Für Ballettchef Robert North ist der Solopianist ein gefragter, für Ballettprojekte gern eingeplanter Kollege. So bestritt er für Norths Ballettabend "Tschaikowskys Träume" am Flügel live das komplette Musikprogramm, zu dem die Ballettcompagnie tanzte.

Derzeit bereitet sich Parfenov auf eine weitere Herausforderung vor. "Am 2. Oktober hat Roberts ,Tangonacht plus . . .' Premiere im Theater Mönchengladbach", informiert er. Darin gibt es als "Plus" eine Uraufführung, nämlich die von dem in Moskau und Essen ausgebildeten Komponisten Parfenov verfasste "Chagall-Fantasie". Der Musiker hat sich dazu durch fünf Gemälde des russisch-jüdischen Malers zu aussagekräftigen Musikstücken inspirieren lassen. Vier dieser Sätze, geschrieben für Violine solo, Klarinette und Klavier, werden beim Ballettabend erklingen. "Ich bin sehr froh, dass meine Duopartnerin, die herausragende Geigerin Iuliana Münch, dabei mitwirkt", freut sich Parfenov. An der Klarinette werden sich bei den Vorstellungen Jens Singer, Reinhard Groll und Olaf Scholz abwechseln. Die Chagall-Fantasie ist nicht sein erstes Ballettstück. Vor einigen Jahren tanzte das Ballettensemble Parfenovs Werk "Verlorene Kinder" über die Flugzeugkatastrophe 2002 über dem Bodensee als Teil eines Ballettabends am Theater Mönchengladbach.

Auf eine wehmütig gestimmte Introduktion für Violine solo - "die Geige steht für Chagalls Gedankengänge" (Parfenov) - folgt ein turbulenter Satz, der das Leben eines russischen Jahrmarkts vermittelt. Höchst aktuelle zeitgeschichtliche Bezüge weist der zweite Satz auf, den Parfenov "Vertriebene" betitelt. Ein "geflügeltes Liebespaar", das in Chagalls Bild durch die Lüfte schwebt, steht im Mittelpunkt des dritten Satzes. "Sie werden tatsächlich eine durch die Luft fliegende Braut zu sehen bekommen", verspricht der Komponist. Solotänzerin Karine Andrei-Sutter wird für kurze Zeit einen Kollegen sogar auf den Schultern zu tragen haben: "Der steht für den alten Marc Chagall", erläutert Parfenov.

Bereits am 14. und 15. Oktober folgt in Mönchengladbach eine weitere Uraufführung eines Parfenov-Werkes: "Ich habe gerade mein erstes Violinkonzert abgeschlossen", erzählt der Musiker. Konzertmeister Philipp Wenger wird die Solopartie spielen, Generalmusikdirektor Mihkel Kütson leitet die Uraufführung mit den Niederrheinischen Sinfonikern. Gewidmet hat er das Opus dem russischen Spitzengeiger Vadim Repin. "Ein anderes Stück, Hommage an Sergej Sergejewitsch (Prokofjew), wird gerade beim renommierten Hamburger Musikverlag Sikorski gedruckt." Erschienen ist eine CD mit dem Titel "Nacht im Schloss". Zehn Kompositionen von Parfenov sind darauf zu hören. Zu beziehen ist die CD, die Parfenov zusammen mit Iuliana Münch aufgenommen hat, bei Musicom Musikproduktion (Bestellnummer 030123) unter www.musicom.de.

(ri-)
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