Mönchengladbach Ein Maskenball - in alternativer Besetzung

Mönchengladbach · "Häufig großes Theater in einer mittleren Stadt": So lobte jüngst ein in musischen Dingen sehr erfahrener Theatergast die Arbeit der "Vereinigten Städtischen Bühnen". Dieses Lob gebührte ganz speziell der Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper "Ein Maskenball". Hier gibt es wie meist - soweit es das relativ kleine Sängerensemble möglich macht - auch in den Hauptrollen Doppelbesetzungen, die leider bei den Besprechungen der Premieren nicht berücksichtigt werden können. Deshalb seien sie nun noch einmal besonders gewürdigt.

Wie auch schon bei der Premiere waren auch am vergangenen Sonntag (diese Vorstellung ist zu Grunde gelegt) der sich homogen und spielfreudig einbringende Chor sowie die musikantisch, klangschön und mit hoher Kompetenz agierenden "Niederrheinischen Sinfoniker" unter dem mit größter Sorgfalt Bühne und Orchester koordinierenden Generalmusikdirektor Mihkel Kütson wesentliche Stützen der Produktion.

Dazu der mit raumgreifendem, beinahe dämonischem Bass-Bariton und fesselndem Spiel agierende Johannes Schwärzky (Renato) und Eva-Maria Günschmann als auf ihren Vorhersagen beharrende Wahrsagerin Ulrica mit einem Stimmumfang vom abgrundtiefen Alt bis fast zu Sopranhöhen.

Als Alternativbesetzung ist zunächst Kairschan Scholdybajew zu nennen - ihm scheint die Partie des Präsidenten Riccardo besonders entgegenzukommen. Nach lediglich anfänglichem Forcieren blühte sein farbenreicher Tenor mehr und mehr auf, sein Spiel wurde zunehmend freier, und er beglückte das Publikum mit einer in jeder Weise gültigen Darstellung des unglücklich in Amelia - der Frau seines besten Freundes - Verliebten. Diese hatte in Janet Bartolova eine in jeder Phase gültige Verkörperung, die mit höhensicherem Sopran und weit ausschwingenden Bögen für sich einnahm. Amelie Müller aus dem Opernstudio gab dem Oscar, der in dieser Inszenierung als Sekretärin des Präsidenten agiert, beachtliche Bühnenpräsenz und schlackenlosen, koloratursicheren Sopranglanz.

Shinyoung Yeo, ebenfalls aus dem Opernstudio, ließ als munterer, mit baritonaler Stimmschönheit ausgestatteter Matrose Silvano aufhorchen, und Sun-Myung Kim aus dem Opernchor zeigte in der Rolle des Richters, welche stimmlichen Qualitäten auch im Chor zu finden sind. Schließlich Claudius Muth (als Gast) - er reihte sich als Tom stimmgewaltig in die Reihe der Verschwörer ein, die dem Präsidenten nach dem Leben trachten.

Der Beifall dokumentierte, dass auch die so genannten B-Besetzungen einen Theaterbesuch lohnen.

(oeh)
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