Kurzkrimi in sieben Kapiteln (Kapitel 1) Funken, Feuer, Pulverfass

Mönchengladbach · Die Anthologie "Join the Headquarter - Facts and Fiction" der Mönchengladbacher Autoren Nadine und Ansgar Fabri wird am 5. November in der VHS zusammen mit einer JHQ-Fotoausstellung von Marion Überschaer und Céline Thiem präsentiert. Auf RP Online lesen Sie jetzt schon den Kurzkrimi "Pulver, Feuer, Pulverfass", unterteilt in sieben Kapitel.

 "Join the Headquarter - Facts and Fiction" haben Nadine und Ansgar Fabri gemeinsam geschrieben.

"Join the Headquarter - Facts and Fiction" haben Nadine und Ansgar Fabri gemeinsam geschrieben.

Foto: Fotomontage: Nadine Fabri

Jahrzehntelang brannte am 5. November zum Guy Fawkes Day im JHQ in Gladbach ein Scheiterhaufen mit Strohpuppen. Doch einmal verbrennt in den Flammen auch eine echte Leiche...

Kapitel 1

Die Angst breitete sich aus, die Feierlaune erlosch. Auf der Autofahrt zum Sitz der britischen Militärpolizei begegnete Lowell Cabera, ein deutscher Kriminalpolizist mit ghanaischen Wurzeln, immer wieder kleinen und größeren Menschengruppen, die durch das spät abendliche "Joint Headquarter" zogen, die meisten wohl auf dem Weg nach Hause. Immer mehr Gesichter in den Menschentrauben wirkten ernst, unsicher, ängstlich.

Kaum vorstellbar, dass diese Menschen noch vor weniger als einer Stunde gemeinsam auf einer matschigen Wiese in Sichtweite der St. Thomas More Church und der St. Boniface Church das britische Volksfest "Guy Fawkes" gefeiert hatten: Umgeben von Buden, bei denen es Süßigkeiten und Getränke zu kaufen gab, hatte der Menschenpulk auf das Ereignis des Abends gewartet, Musik gehört, die aus Lautsprechern gedröhnt war, und einer kleinen Militärparade beigewohnt, deren Marschierer stilecht in Schottenröcken und mit Dudelsäcken das Volksfest zelebriert hatten.

Keiner hätte ahnen können, wie sich die Ereignisse an diesem Abend des 5. November noch überschlagen würden, als die rund 1000 Besucher, darunter viele Kinder, den Countdown herunterzählten: "Ten, nine, eight..." und welche erschreckende Tat das Feuer vom Guy Fawkes-Scheiterhaufen ans Licht bringen würde.

Und dennoch spielte sich das bizarre Ereignis dieser Guy Fawkes-Nacht in Sichtweite vor den Absperrbändern ab, während die Böllerschüsse vom Wald, der das JHQ umgab, zurückhallten und so klangen wie ein Krieg, den der Stützpunkt nie hatte erleben müssen, und gleichzeitig die Feuerwerksraketen Galaxien von winzigen, schnell verglühenden Sternen in den schwarzen Nachthimmel schossen und strahlende Sterntaler aus Feuer weit über den Köpfen der staunenden Menschenmasse regnen ließen.

Gleich würde Lowell Cabera mehr erfahren. Er war an seinem Ziel, parkte seinen privaten PKW neben einem Streifenwagen der britischen Militärpolizei, ein weißer Einsatzwagen mit Blaulichtern auf dem Dach, über die Fahrzeugflanke zog sich ein gelb-blauer Schachbrettmuster-Streifen. Wenige Schritte entfernt, im Eingang des Sitzes der britischen "Military Police", wartete ein bulliger Militärpolizist in brauner Uniform mit rotem Barett, rauchte und stand da wie ein Türsteher.

"Was hier passiert ist, scheint Sie wirklich sehr mitzunehmen, Officer Roberts", begrüßte Cabera den Militärpolizisten. Der sog an seiner Zigarette, hauchte wie ein Drache eine Rauchwolke in die Nachtluft, bevor er mit ungerührter Miene, und ohne Cabera anzusehen, fragte: "Wie kommen Sie darauf?" Cabera wies mit einer Hand auf die Zigarette. "Sie haben früher immer dann geraucht, wenn Sie heftigen Stress hatten.

Und Sie hatten damit aufgehört. Eigentlich." Roberts verzog sein breites Gesicht zu einem Grinsen. "Genau deswegen will ich Sie gleich dabei haben!", rief er und lachte laut auf. Cabera spürte, dass dieses dröhnende Lachen vollkommen frei von Humor und Freude war. "Was ist vorgefallen, dass Sie sich den Papierkrieg antun und mich als deutschen Ermittler zu einem Fall der britischen Militärpolizei ins Nato-Hauptquartier holen? Außerdem sitzt in der Tromp Road 3 das deutsche Polizeipräsidium, Bezirksdienst JHQ — was soll also ausgerechnet ich hier?", fragte Cabera ruhig.

Roberts zog intensiv an seiner Zigarette, blickte Cabera angespannt an, schien nachzudenken, was er wie erklären konnte, dann: "Ich weiß es nicht genau. Das, was in den letzten 60 bis 70 Minuten passiert ist... also so was habe ich noch nicht erlebt. Weder hier noch in London, Wales oder wo ich sonst schon für die Militärpolizei stationiert war."

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann kommen Sie am 5. November zur Lesung in die VHS!

(lsa)
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