Kurzkrimi in sieben Kapiteln (Kapitel 2) Funken, Feuer, Pulverfass

Mönchengladbach · Jahrzehntelang brannte am 5. November zum Guy Fawkes Day im JHQ in Gladbach ein Scheiterhaufen mit Strohpuppen. Doch einmal verbrennt in den Flammen auch eine echte Leiche...

 "Join the Headquarter - Facts and Fiction" haben Nadine und Ansgar Fabri gemeinsam geschrieben.

"Join the Headquarter - Facts and Fiction" haben Nadine und Ansgar Fabri gemeinsam geschrieben.

Foto: Fotomontage: Nadine Fabri

Kapitel 2

Officer Roberts zog erneut intensiv an seiner Zigarette und blickte Cabera nun fest in die Augen. "Sie werden gleich einen Mann kennenlernen, den ich festgenommen habe. Ich glaube nicht einmal, dass er verrückt ist. Nein, dieser Fall ist völlig irre! Ich brauche hier jemanden, der sich zutiefst in eine Psyche versenken kann und den Kerl zum Sprechen bewegt. Sie können das wie kein anderer."

Cabera nickte, ließ dem Militärpolizisten einen Moment Zeit, dann fragte er: "Und was ist hier Irres heute Abend passiert?"

Roberts Zigarette war inzwischen nur noch ein glimmender Stummel, doch er zog daran wie ein Drogensüchtiger. "Waren Sie schon mal bei dem Guy Fawkes Fest dabei?" Cabera schüttelte den Kopf. "Das nicht, aber das Feuerwerk höre ich trotzdem jedes Jahr, obwohl ich nicht sehr nah am HQ wohne." Roberts musste unverhofft lachen, verschluckte sich dabei und begann zu husten. "Nun ja, das Feuerwerk, das Sie da hören, entzündet zugleich den Scheiterhaufen, auf dem traditionell eine Guy Fawkes Puppe verbrannt wird.

Sieben Strohpuppen werden auf dem Scheiterhaufen postiert. Diese Puppen werden von Kindern gebastelt, prämiert und eben schließlich in diesem riesigen Spektakel verbrannt. Den Scheiterhaufen müssen Sie sich anders als ein niederrheinisches Sankt-Martinsfeuer vorstellen. Unser Scheiterhaufen ist so hoch wie ein einstöckiges Haus, errichtet aus hoch aufgestapelten Holzpaletten.

Nun ja, und dieses Jahr ist auf diesem Scheiterhaufen auch eine echte Leiche mitverbrannt." Roberts wollte an seinem Zigarettenstummel ziehen, merkte aber selbst, dass dies keine gute Idee mehr war und warf die Kippe auf den Asphalt, auf dem Cabera bereits etliche andere Zigarettenstummel bemerkt hatte.

"Sie haben schon einen Verdächtigen", stieß Cabera Officer Roberts' Bericht erneut an. "Ja. Geschnappt haben wir ihn, als er sich verziehen wollte - ...nachdem er eine Leiche auf den Scheiterhaufen geschafft hatte. Aber das wussten wir in dem Moment noch nicht. Er ist hinter der Sicherheitsabsperrung aufgegriffen worden und hat wirres Zeug geredet, bis uns klar war, dass da etwas nicht stimmen konnte. Aber da brannte die Leiche schon. Es ist nicht viel übrig geblieben, was wir dem Gerichtsmediziner auf den Seziertisch bringen können."

Roberts hielt einen Moment inne, saugte die kalte Novemberluft ein und fuhr nachdenklich-gedankenverloren fort: "Ehrlich gesagt, würde ich wirklich gerne wissen, wie der Kerl es bei den Sicherheitsvorkehrungen geschafft hat, die Leiche auf den Scheiterhaufen zu bekommen. Und vor allem natürlich, warum er sie ausgerechnet da ,entsorgen' wollte.

Aber wir beide wissen ja, dass die Antwort auf die Frage nach dem Was-davor-passiert-ist natürlich erst einmal Vorrang hat." Cabera nickte. "Wollen Sie mich zu dem Mann bringen?", fragte er. Roberts klopfte seine Uniformtaschen nach einer Zigarettenpackung ab, fand jedoch nichts und nickte dann nur. "Ach ja", Roberts klang so, als fiele ihm das Detail jetzt erst ein, "mein Verdächtiger beharrt darauf, dass er die Person überhaupt nicht töten wollte."

Als Cabera das karge Militärpolizeibüro betrat, taxierten ihn die Augen eines Mannes, dessen Wangen und Stirn von Ruß schwarz verschmiert waren. Die Blicke, die Cabera trafen, wirkten prüfend und leicht überheblich, der Mann musterte den bulligen Farbigen von Kopf bis Fuß.

Ihnen gefällt, was Sie hier lesen? Dann kommen Sie am 5. November zur Lesung in die VHS!

(lsa)
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