Mönchengladbach Hendrick Goltzius: Ein bedeutender Kupferstecher vom Niederrhein

Mönchengladbach · Um die Jahreswende von 1616 auf 1617 verstarb der in Bracht geborene Künstler. Das Museum Schloss Rheydt zeigt Werke aus der grafischen Sammlung.

Im Museum Schloss Rheydt wird der Kupferstecher Hendrick Goltzius mit einer Sonderauszeichnung geehrt.

Im Museum Schloss Rheydt wird der Kupferstecher Hendrick Goltzius mit einer Sonderauszeichnung geehrt.

Foto: Detlef Ilgner

Als Kind verbrannte sich Hendrick Goltzius beide Hände. Zeit seines Lebens konnte er die Rechte nicht richtig öffnen. Dennoch erlernte er den Kupferstich und brachte es zu herausragender Meisterschaft. In einer Sonderausstellung mit ausgewählten Werken aus dem Bestand ehrt das Museum Schloss Rheydt den Kupferstecher, der 1558 in Bracht bei Brüggen geboren wurde. Auf Anraten seines Lehrmeisters Dirck Volkertszoon zog Goltzius in das niederländische Haarlem, wo er großes Ansehen genoss und vor beinahe 400 Jahren verstarb.

"Sein Werk hat große Wirkung gezeigt. Es wurde von Zeitgenossen gerne abgekupfert - trotz der Privilegien, die Goltzius' Werk schützen sollten, und es diente vielen Kunsthandwerken als Vorlage", betont Museumspädagoge Dr. Klaus Möhlenkamp und nennt zwei Beispiele: Im Museumsbesitz befinden sich ein Schrank und eine Truhe mit geschnitzten Herkules-Darstellungen, die nach Goltzius' Motiven gestochen wurden.

Die Ausstellung zeigt vorwiegend christliche und mythologischen Themen sowie Allegorien. Sie dokumentiert, dass Goltzius Bildideen erfunden, entworfen und selbst gestochen sowie Gemälde von großen Künstlern seiner Zeit auf Kupferstich übertragen und somit zu deren Verbreitung beigetragen hat. Einige Beispiele zeigen, dass er auch ein begnadeter Holzschneider war.

Das Blatt "Herkules erschlägt Cacus" ist im Chiaroscuro oder Clair Obscur gearbeitet, einem Gestaltungsmittel, das sich durch starke Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnete und zur Steigerung des Ausdrucks und der Räumlichkeit diente. Bei der Darstellung eines Hackbrettspielers hingegen schraffierte der Meister stärker, um die Räumlichkeit zu steigern.

Darstellungen von antiken Gottheiten zeigt typische Motive der damaligen Zeit. So hat Goltzius ein Fresko von Caldara als Vorlage für einen Kupferstich gewählt. Charakteristisch für sein Schaffen sind die symbolischen Anspielungen. Zwei Blätter aus einem Jahreszeitzyklus verbinden Frühling und Winter mit Lebensaltern und sexuellen Anspielungen: Aus Kindern, denen ein Böckchen und Unschuldslamm zur Seite stehen, wird ein Paar, während im Hintergrund der Ziegenbock das Unschuldslamm reißt.

Die Meisterstiche nach Gemälden berühmter Künstler sind für das Medium Kupferstich von enormer Größe. Faszinierend hat Goltzius auch hier die Ausdruckskraft der Vorbilder im Kupferstich umgesetzt. "Das ist eine unendliche präzise Arbeit. Durch harten oder feineren Druck des Grabstichels wird die Helligkeit bestimmt. Da durfte kein Schnitzer passieren", betont Möhlenkamp. In einem Stich nach Dürer hat sich Goltzius selbst ins Bild gebracht. Die Ausstellung zeigt auch ein Porträt des Kupferstechers, allerdings von fremder Hand. Doch so ist überliefert, wie der bedeutende Kupferstecher im Alter aussah.

Öffnungszeiten: Bis 26. Februar dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr; Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Bei Gruppen ab 10 Personen 3 Euro pro Person. Familienkarte 10 Euro.

(anw)
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