Heinz Mack Ich könnte ohne Licht nicht leben

Mönchengladbach · In der Reihe "Pioniere der Welt" referiert der Künstler morgen in der Kaiser-Friedrich-Halle. Im Interview verrät er, was die Idee der Gruppe ZERO war, er spricht über das Licht in der Wüste und der Arktis, und er gesteht, dass er gern in Gladbach lebt.

Im Jahr des Lichts - zu dem hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Jahr 2015 ernannt - hat der Initiativkreis Mönchengladbach Sie eingeladen, in der Reihe "Pioniere der Welt" zu sprechen. Eine gute Idee? Welche Rolle spielt das Licht in Ihrem Werk? In den Glasarbeiten, in den Gemälden und Skulpturen? Und: Hat das Licht in Ihren Werken die Welt besser gemacht?

Heinz MAck Weder ich selbst, noch meine Kunst, können ohne Licht leben - beide Seiten brauchen gutes Licht, am besten im mediterranen Raum, in dem 300 Tage lang die Sonne scheint und wo ich in unserem Landhaus in aller Ruhe arbeiten kann. Ob das Licht in meinen Arbeiten die Welt besser gemacht hat, kann ich nicht beurteilen, aber mit Sicherheit hat es die Welt nicht schlechter gemacht.

1957 gründeten Sie die Gruppe ZERO. Sie, Uecker und Piene wollten bei Null anfangen. Wollten Sie alles vergessen machen, was vorher in der Kunst geschah? In der Welt geschah? Oder wollten Sie zukünftig alles anders machen - frei jeglicher Tradition und Regel? Und: Ist Ihnen das gelungen?

Mack 1957 herrschte in Deutschland ein kulturelles und auch intellektuelles Vakuum. Was wir bis dahin gelernt hatten, haben wir vergessen, was nur durch eine große geistige Anstrengung möglich war. Es ist nicht einfach, wenn man vor dem Nichts steht und, obwohl man bereits ein Klavierkonzert erlernt hat, wieder mit einem einzigen Finger einen einzigen Ton anschlägt.

Sie haben einmal gesagt, dass sie Kunst machen wollen, die einfach schön ist. Sagen Sie das auch heute noch? Und: Was ist eigentlich schön?

Mack Für mich ist der Begriff Schönheit nicht korrupt, auch wenn die Kunstkritik sich besonders auf Arbeiten stürzt, die abgründig sind und verstörend wirken. Wenn Sie wissen wollen, was ich eigentlich schön finde? Zum Beispiel meine Tochter Valeria und meine beiden Burma-Katzen.

Als Land-Art-Künstler waren Sie in den 1960er Jahren in der Sahara unterwegs, später in der Arktis. Waren das Highlights in ihrem Künstlerleben?

Mack Das waren in der Tat Highlights. 1968 reiste ich mit einen Filmteam des SWR in die tunesische Wüste, um die Ideen meines "Sahara-Projektes" zu verwirklichen. 1976 kam es erneut zu einer künstlerischen Expedition, diesmal in die algerische Wüste und die grönländische Arktis, gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Höpker. Dabei interessierte mich besonders, wie das Licht der Sahara und der Arktis mit meinen Skulpturen interagierte. Darum wird es auch in meinem Vortrag in der Kaiser-Friedrich-Halle gehen, der übrigens ebenfalls ein Highlight werden soll!

Sie werden am Donnerstag in der Kaiser-Friedrich-Halle über Ihr Leben und Ihre Kunst sprechen.

Mack Über mein Leben werde ich weniger berichten, dafür mehr über das Licht in der Kunst.

Sie leben seit langer Zeit auf dem Huppertzhof. Mögen Sie die Stadt, in der Sie leben und arbeiten?

Mack Vor vielen Jahren sagte mir ein Bürger der Stadt: Wer jemals hier gelebt hat, dem gefällt es überall in der Welt. Aber ich bin bereit, diesen Satz zu relativieren und lebe gerne hier.

An welchem großen Werk arbeiten Sie gerade?

Mack Ich arbeite immer gerade an etwas, aber ob das Werk groß ist, erfahre ich erst, wenn ich die Arbeit abgeschlossen habe. Ein Werk, das mir viel bedeutet, wird seit kurzem in Istanbul gezeigt - ein Ensemble aus neun Pfeilern, die mit über 800 000 goldenen Mosaiken umhüllt und jeweils 7,5 Meter hoch sind. Der Titel "The Sky Over Nine Columns" ist für mich eine poetische Metapher: Meine Pfeiler tragen den Himmel über sich. Das Ensemble wurde im vergangenen Jahr in der venezianischen Lagune auf der Insel San Giorgio Maggiore gezeigt und steht nun im Park des Sakp Sabanc Museums in Istanbul.

An welchen Ihrer Werke hängen Sie persönlich besonders?

Mack Das sind Werke, bei denen die Mitarbeit der Engel unübersehbar ist.

Hätten Sie das Comeback erwartet, das ZERO gerade feiert - beispielsweise in New York, Amsterdam und Berlin?

Mack Ich habe schon immer erwartet, dass die Zeit, die Fantasie und die Energien, welche wir in die ZERO-Idee investiert haben, nicht negiert werden können und werden. Im Übrigen: Ich leide nicht darunter, wenn sich Erfolge einstellen.

Den Vortrag "Licht-Bewegung-Farbe" morgen um 20 Uhr hält Mack auf Einladung des Initiativkreises in der Kaiser-Friedrich-Halle. Wie die Marketingabteilung MGMG gestern mitteilte, sind alle Eintrittskarten weg.

DIE FRAGEN STELLTE INGE SCHNETTLER.

(RP)
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