Mönchengladbach Inna Firsova am "schwarzen Ungetüm"

Mönchengladbach · Die versierte Pianistin entlockte dem Flügel ganze Symphonien, entzückte mit sanftem Gesang. Sie ließ Pauken und Trompeten aufmarschieren, um dann schließlich wieder sanftes Glockenspiel mit tiefem Grollen zu paaren.

 Inna Firsova eröffnete die die Reihe der Zykluskonzerte "Best of NRW 2016/17".

Inna Firsova eröffnete die die Reihe der Zykluskonzerte "Best of NRW 2016/17".

Foto: Detlef Ilgner

Mit einem ausgesprochen reizvollen Programm präsentierte sich die junge Pianistin Inna Firsova bei dem ersten Konzert im Zyklus "Best of NRW 2016/2017". Die aus der Ukraine stammende Stipendiatin mehrerer namhafter Stiftungen entzückte nun auch das hiesige Publikum im Schloss Rheydt mit Werken von Beethoven, Prokofjew, Ravel, Skrjabin und zu guter Letzt Milij Balakirev.

Klavierabende fokussieren die Aufmerksamkeit der Zuhörer und Zuseher ganz und gar auf die so intime und direkte Verbindung zwischen Instrument und Interpret, wie auch andere Solokonzerte jeglicher Couleur. Was sie aber so einzigartig und faszinierend macht, liegt in der Natur des Instrumentes und die der dafür geschriebenen Musik begründet. Das Spektrum der musikalischen Perspektiven, die Klaviermusik zu eröffnen vermag, scheint unerschöpflich - das Instrument ist universell. Eine versierte Pianistin wie Firsova kann ihm unverhofft ganze Symphonien entlocken, oder mit sanftem Gesang entzücken, gar Pauken und Trompeten aufmarschieren lassen, um dann schließlich wieder sanftes Glockenspiel mit tiefem Grollen zu paaren. Dabei jedoch durch Anschlagtechnik, durch eigene Stilistik und Interpretation so individuell und klanglich unverwechselbar zu sein, dem großen Gleichmacher - im besten Sinne des Wortes - Persönlichkeit aufzuzwingen, das macht den wahren Meister des Klavierspiels aus.

Wenngleich jedes Instrument sein Tribut fordert, vielmehr mitfärbt, mitmischt, als andere. Denn die Einflussmöglichkeiten auf die Klangfarbe eines Pianoforte sind weitaus geringer als man vermuten mag - es hat seine Gründe, wieso Pianisten oft Tage, gar Wochen darauf verwenden, das zu ihnen passende und genehme Instrument zu suchen, mit dem "schwarzen Ungetüm" vertraut zu werden.

Firsova, Schülerin unter anderem von Arnulf von Arnim und zurzeit bei Henri Sigfridsson an der Folkwang Universität der Künste, verfügt über eine absolut kontrollierte und jeden Ton seidenmatt glänzend hervorhebende Spielweise. Präzise und auf besondere Art auf tiefen, dennoch punktierten, Klang bedacht, eröffnete sie mit einer durchaus harmonischen Interpretation von Beethovens Sonate Nr. 16 op.31/1 um anschließend sich bei Prokofiews Sonate Nr. 2 d-Moll op. 14 vollends in elektrisierte Stimmung zu spielen. Mit viel Gespür für Prokofiews hochemotionale Musik zeigte sie sich als dennoch immer auf Geschmack und Vornehmheit bedachte Klangästhetin. Immer sich ihrer individuellen Anschlagsweise treu bleibend, wie bei Ravels "Le Tombeau de Couperin", oder dem Finale mit Balakirevs virtuoser orientalischen Fantasie, "Islamey". Zuvor jedoch ließ sie die Zügel bei zwei von Skriabins Zwölf Etüden op.8 (Nr. 5 und Nr. 12) etwas lockerer. Im guten Sinne schien sie hier weniger auf Pointierung bedacht, es kochte dicht, ein wenig neblig, wenngleich glänzend ausgelassen. Bravo, und mehr davon!

(laki)
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