Mönchengladbach koda Allstars gastierten in Gladbach

Mönchengladbach · Auf ihrer Abschiedstournee machten die Jazzer Halt im TIG. Sie präsentierten die britische Sängerin Norma Winstone.

Die International koda Allstar Band geht auf Abschiedstournee, und dass die namhaft besetzte Formation auch Mönchengladbach mit einer Station bedacht hat, verdanken Musikfreunde dem Eifer von Public-Jazz. Bis auf einen hat überraschenderweise noch keiner der Musiker in Gladbach gespielt, wie sie selbst verraten. Erfreulich, sie nun im TIG gemeinschaftlich erlebt haben zu können.

Wobei wirklich erfreulich dürfte für Jazzfans der Anlass nicht sein. Eine Band, die nach 15 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit zum letzten Mal tourt, markiert immer einen Endpunkt. Doch keine Sorge, denn jeder Musiker ist in verschiedensten Kontexten - teilweise auch zusammen mit den Kollegen von koda Allstars - hochgradig aktiv. Somit sind Ulrich "Uli" Beckerhoff (Trompete), Matthias Nadolny (Saxofon), Peter O'Mara (Gitarre), Pianist Glauco Venier, Ingo Senst (Bass) und der Schlagzeuger Bruno Castellucci nicht aus der Welt. Im Gegenteil. Dass die sechs Musiker zudem auch diesmal einen ganz besonderen Gast mitbrachten, ist Ehrensache.

Auch wenn jemand vielleicht kein ausgesprochener Fachmann dieser Musikrichtung ist, einige Blicke in die Vitae der Musiker eröffnen ein Panorama europäischer Jazzgeschichte. Mit der britischen Jazzsängerin Norma Winstone bewiesen allesamt, wie spannend es werden kann, wenn im wahrsten und schönsten Sinne des Wortes gereifte Musikerpersönlichkeiten zusammentreffen. Das hat nicht unbedingt etwas mit Alter zu tun - nur zur Sicherheit sei das erwähnt. Vielmehr mit dem Gefühl, das den Zuhörer und auch Zuseher - das Visuelle ist nicht zu vernachlässigen - erreicht, wenn man die hochkonzentriert agierenden Musiker sich in ihre Klangwelt versinken sieht und hört. Jeder für sich ist ein eigener Kosmos, und doch spannen sich zwischen den Individuen immer wieder - mal leichte und luftige, mal vor Spannung nahezu zerberstende - musikalische Fäden. Wie auch in ihrem Wirken abseits der Allstar Band, ergeben sich einzelne Fokuspunkte. Natürlich in Soli, in denen immer der intuitive Kontakt zu den sich in zweite Reihe begebenden Mitmusikern spürbar bleibt, aber auch allein durch die sich wechselnde Gruppierung. Mal beispielsweise brausend als Trio mit Peter O'Maras "Another Avenue", oder in packenden Zwiegesprächen. So viele Kombinationen - so viele Klangsphären, in denen die ureigenen Philosophien der Musiker zu Tage treten. An diesem Abend hört man viel Eigenes. So unter anderem "Distance" von Glauco Venier, eine über allem schwebende, in tiefste Innigkeit greifende Ballade. Aber auch Bekannteres, wie von Winstones Landsfrau Annie Lennox, "Cold". Und wie sie es singt. Eine so kultivierte Stimme wie Winstones findet man in der Jazzwelt nicht alle Tage. Kein bisschen ordinär, auf eine Art warm, jedoch klar und durchsichtig klingt die BBC-Jazz-Award-Trägerin. Aber auch ihre Mitmusiker stehen eben für jene "Klangkultur", die in den Songs des Abends auf so unterschiedliche Weise gepflegt wurde.

Zurecht viel Applaus gab es am Ende; wenngleich manche das Gefühl gehabt haben dürften, dass es dann doch etwas zu schnell zu Ende ging. Die deutliche Sehnsucht des Publikums nach noch mehr wurde mit einer Zugabe honoriert.

(laki)
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