Mönchengladbach Lesung in den Katakomben der Stadtbücherei

Mönchengladbach · Schauspieler Ronny Tomiska las beim 17. Literarischen Sommer aus dem niederländischen Kultroman "Das Büro".

 Der Schauspieler Ronny Tomiska (r.) las aus J. J. Voskuils Büro-Roman. Begleitet wurde er von Gerd Busse, der Mann, der das niederländische Werk ins Deutsche übersetzte.

Der Schauspieler Ronny Tomiska (r.) las aus J. J. Voskuils Büro-Roman. Begleitet wurde er von Gerd Busse, der Mann, der das niederländische Werk ins Deutsche übersetzte.

Foto: Raupold

Halb versteckt hinter schwer beladenen Bücherregalen und im Licht von Neonröhren lag der eher ungewöhnliche, doch absolut passende Ort für die Lesung mit Ausschnitten aus Voskuils Büro-Roman. Denn die Katakomben in der Zentralbibliothek an der Blücherstraße dürften in etwa eine ähnliche Ausstrahlung haben wie die Bürowelt des Romanhelden Maarten Koning, seines Zeichens wissenschaftlicher Beamter im volkskundlichen Büro.

Amüsiert lauschte das Publikum, wie Schauspieler Ronny Tomiska zum 17. Literarischen Sommer in Auszügen den zweiten Band des Werks vorstellte. Mit offensichtlicher Freude erweckte der Vorleser die kleinen Nickeligkeiten zwischen Kollegen, Schreibtischdialoge und die nicht stressfreie Ehe zwischen Hauptfigur Maarten und Gattin Nicolien mit ihren aberwitzigen Seiten zum Leben. Hier spielte er mit der Stimme, um Befindlichkeiten einzufangen und ihnen den charakteristischen Tonfall zu geben.

Der erste Band war bei fünf Lesungen im vergangenen Jahr Teil des deutsch-niederländischen Kulturfestivals gewesen. Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW versicherte in der Anmoderation, dass sich auch Neulinge in dieser Romanwelt rasch einfinden könnten. Erneut ging es um kleine Intrigen und typische Abläufe in einer Verwaltung, ohne dass etwas wirklich Dramatisches geschieht. Jungclaus berichtete euphorisch von der Büromanie, die der Roman in den Niederlanden ausgelöst hatte. Als absoluter Voskuil-Fan stellte sich Übersetzer Gerd Busse vor. Der hatte den Büro-Roman in den 90er Jahren in Amsterdam kennengelernt und war nach eigenem Bekunden direkt dafür entflammt. "Ich habe mir damals gedacht, das musst du übersetzen und einen Verlag finden", erzählte Busse. Erst nach 13 Jahren ließ sich ein deutscher Verleger finden, weil Voskuils Buch als zu ur-holländisch und wegen der Dialekte als nicht übersetzbar galt. Busse verriet, dass er diese in ein "aufgehübschtes" norddeutsches Platt verwandelt habe. Schwierig sei die Übersetzung der Passagen gewesen, in denen die Buchhelden ein niederländisch gefärbtes Deutsch sprechen. Diese Auszüge waren nicht Teil der Lesung, doch auch ohne sie erlebten die Zuhörer einen vergnüglichen Einblick in Voskuils Vorstellung eines Amsterdamer Büros.

(anw)
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