Mönchengladbach Lettische Klänge im Altenheim

Mönchengladbach · "Singend wurde ich geboren, singend wuchs ich auf, und singend lebe ich mein Leben". So heißt es in einem lettischen Volkslied. Die Letten sind ein Sängervolk, Lettland ist "das Land, das singt". Die Volkslieder, so genannte Dainas, sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Kultur und des Alltags eines jeden Letten. Und auch jene, die ihre Heimat verlassen haben, pflegen diese Tradition weiterhin.

 Jeden Sonntag wird das Eickener Altenheim zum Chorstudio. Der lettische Chor singt mit den Senioren, anschließend wird geprobt.

Jeden Sonntag wird das Eickener Altenheim zum Chorstudio. Der lettische Chor singt mit den Senioren, anschließend wird geprobt.

Foto: Detlef Ilgner

Die Räume des städtischen Altenheims in Eicken werden jeden Sonntag zum Chorstudio. Bevor die lettischen Töne erklingen, wird mit den Senioren deutsches Liedgut angestimmt. Eine "Win-Win-Situation", wie es das einzige deutsche Chormitglied, Maria Schmelzer, nennt. "Die Senioren haben Spaß am Singen, und der lettische Chor kann die Räumlichkeiten als Proberaum verwenden."

"Die Lieder sind meist gesungene Gedichte", erklärt Vita Kalnina, eine Stimme des von Frauen dominierten Chors. "Sie handeln in der Regel von der Natur, wie in den Liedern Saule, Perkons und Daugava, die von der Sonne, dem Donner und dem Fluss handeln. Die Liebe und der Alltag, aber auch die nationale Thematik sind ebenfalls wichtige Themen". Aus dem bäuerlichen Umfeld stammend wurden die Dainas über Jahrhunderte mündlich überliefert. Erst im 19. Jahrhundert habe man angefangen, diese schriftlich festzuhalten. "Man sagt, dass es genauso viele Dainas wie Letten gibt", sagt Nadina Jestela, Leiterin des Chors. Das wären gut zwei Millionen. Außerdem behaupten die Letten von sich, dass jeder 100 Volkslieder beherrscht. Das Singen und das Tanzen ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten. Auch moderne Komponisten erschaffen Volkslieder. Wenngleich die Atmosphäre sehr locker und lustig ist, es handelt sich nicht nur um eine Freizeitaktivität. Geprobt wird für das lettische Lieder- und Tanzfest, das seit 1873 alle fünf Jahre Anfang Juli in Riga stattfindet. Nächstes Jahr ist es wieder soweit. "Das Festival hat jedes Mal rund 40.000 Teilnehmer und wir werden nächstes Jahr auch dabei sein", sagt Kalnina.

(RP)
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