Mönchengladbach Max Mutzke erzählt Geschichten

Mönchengladbach · Der Sänger begeisterte das Publikum in der Kaiser-Friedrich-Halle.

 Der Sänger und seine Stimme: Max Mutzke schafft es, dass der Funke, den seine Lieder auslösen, übergreift und zündet.

Der Sänger und seine Stimme: Max Mutzke schafft es, dass der Funke, den seine Lieder auslösen, übergreift und zündet.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn sich "Fine Art Jazz" entschließt, ein Event abseits gewohnter Jazzpfade nach Mönchengladbach zu holen, so wird das seinen guten Grund haben. Dass dabei die Wahl auf Max Mutzke fällt, überrascht nicht. Der Sänger zeigte sich mit seiner Kunst schon lange offen für eine Vielzahl stilistischer Einflüsse. Soulig, poppig klingt seine Musik - mit ausdrucksstarker Stimme und einem fantasievoll gestrickten Sound. Mutzke kann aber auch Jazz, und das hört man. Beispielsweise bei "Charlotte" in einem beeindruckenden Dialog mit dem Keyboarder: Das ist aus reiner Musikalität entsprießende Improvisationsgabe. Die Mischung ist alles andere als ein Charts-Einheitsbrei. Es groovt unentwegt, auch hinter den Pop-kompatiblen Arrangements.

Mal auf Deutsch, mal auf Englisch erzählt Max Mutzke mit seinen Songs Geschichten, öffnet bisweilen den Horizont für introvertiertere Gedanken. Das aktuelle Album "Max" hat viele autobiographische Bezüge, in denen der Musiker Erlebtes ausdrücklich reflektiert. Das wirkt authentisch, nie aufgesetzt - oft spürt man den nachdenklichen Menschen Max Mutzke. Verkopft jedoch klang, das, was er mit dem Trio monoPunk, bestehend aus Danny Samar, Bass, Tobias Held, Drums, und Maik Schott, Keyboards, ergänzt durch Gitarrist Justin Balk beileibe nicht.

Durch ausgesprochen energiegeladenen Rhythmen schlägt der Funke nach einer kurzen Aufwärmphase mit "Praise the day", "Unsere Nacht" oder "Welt hinter Glas" schnell über und zündet. Dann wird es ganz persönlich. So hat Mutzke den Tod seiner Mutter in "You are all around me" und die ihn jederzeit umgebenden Erinnerungen an sie verarbeitet. Begleitet nur vom Gitarristen - da steht für den Moment die Zeit still. Vor "Hier bin ich Sohn" öffnet Mutzke sein privatestes Inneres und erzählte über die Alkoholkrankheit der Mutter. Erschütternd, wenn man weiß, dass dieses Lied vor ihrem Tod entstanden ist - Max Mutzke erzählt, sie habe es noch einmal gehört.

Trotz bedächtiger Momente geht es an diesem treffsicher komponierten Abend gut gelaunt ("Schwarz auf Weiß") und gerne auch mal etwas rebellisch ("Laut") zur Sache. So möchte man ihn umarmen, wenn er immer wieder auf gesellschaftliche Dinge Bezug nimmt, charmant plaudert, Lieder erklärt. Zu "Laut" beschreibt er herrlich sarkastisch, wie sehr ihn gewisse spießige Auswüchse (der Rasen in Baden-Baden!) auf die Palme treiben.

Natürlich gibt es zum Schluss auch noch eine Neuinterpretation von "Can't Wait Until Tonight".

(laki)
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