Mönchengladbach Neuer Memoriam-Garten: Ein Stück Friedhofs-Kultur

Mönchengladbach · "Ein Platz der Erinnerung, Trauer, Begegnung und des Lebens", so beschreibt Stephan Neuenhofer die Idee der drei Memoriam-Gärten in der Stadt. Nachdem schon auf dem Städtischen Hauptfriedhof und in Hehn Orte der Erinnerung geschaffen wurden, eröffnete das Team rund um Stephan Neuenhofer nun den Memoriam-Garten in Rheydt auf dem Friedhof Preyerstraße.

 In die Eimer kommen Wünsche an die Verstorbenen.

In die Eimer kommen Wünsche an die Verstorbenen.

Foto: Isabella Raupold

Auf den ersten Blick sieht der Memoriam-Garten aus wie eine kleine Parkanlage zwischen den Grabfeldern. Die Wege schlängeln sich auf der 1400 Quadratmeter großen Fläche wie Flüsse an bunt bepflanzten Beeten vorbei durch grüne Wiesen. Unter einem Baum stehen Bänke zum Ausruhen. Ein neuer Ort der Trauerbewältigung. "Die Wege und Weiden auf den Wiesen erinnern an den alten Verlauf des Rheydter Bachs", sagt Neuenhofer.

Bei der Eröffnungsfeier bezieht sich Pastor Michael Schicks von der Kirchengemeinde Pongs auf die Bedeutung Memoriam (lateinisch: Erinnerung). "An den Gräbern erinnern wir uns nicht nur ans Sterben, sondern auch ans Leben derer, die uns geprägt haben." Der Memoriam-Garten ist für ihn ein Ort, wo man "ins Land der Erinnerungen eintauchen kann".

An einem Baum im Garten hängen für die nächsten Tage lilafarbene Eimer, die besonders Kindern die Möglichkeit bieten sollen, Wünsche an den Verstorbenen zu schreiben und dann in die Eimer zu legen. "Später kommen die Eimer weg und wir werden Klammern in die Äste hängen", sagt Neuenhofer. So bietet der Memoriam-Garten die Möglichkeit des Verweilens. "Hierher kommt man, weil man möchte und nicht weil man muss", sagt Werner Jacobs. Er ist einer von drei Steinmetzen, die an diesem Projekt mitarbeiten. Die Grabsteine im Garten wirken wie kleine Kunstwerke am Wegesrand. Ohne Abgrenzungen sind sie aneinander gereiht oder aufeinander gestapelt, bei größeren Grabflächen stehen sie alleine in einem der Beete.

"Uns ist wichtig, dass niemand anonym begraben wird wie bei einer Verstreuung auf hoher See", sagt Stephan Neuenhofer. Ein weiterer Punkt, wieso sich Menschen für ein Begräbnis in einem Memoriam-Garten entscheiden, ist das "Rundum-Sorglos-Paket". Einmal in der Woche kümmern sich die Friedhofsgärtner um die Gartenanlage, die dreimal im Jahr neu bepflanzt wird. Eine Bepflanzung nach Wünschen ist nicht mit inbegriffen. "Nichtsdestotrotz ist das Grab stets liebevoll gepflegt", sagt Neuenhofer. Zudem sind die Gräber günstiger als ein klassisches Grab. "Es ist keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung der Friedhofskultur", sagt Neuenhofer.

(nije)
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