Mönchengladbach Niederrheinische Sinfoniker: Jubel aus glänzenden Schallbechern

Mönchengladbach · Efe Efehosa lebt seit zweieinhalb Jahren in Gladbach. Der Unternehmensberater aus Ghana hofft, hier bleiben zu können. "Ich denke, dass Integration dann funktioniert, wenn man sich selbst dazu entschließt", sagt der 39-Jährige. Für Musikfan Efehosa gehört zum Integrationsprozess dazu, in Konzerten und Theaterbesuchen die Kultur des Abendlandes kennenzulernen.

 Mal besinnlich, mal kraftvoll-dynamisch spielten die Musiker.

Mal besinnlich, mal kraftvoll-dynamisch spielten die Musiker.

Foto: HPR

Dazu hatten Efehosa und 25 weitere Flüchtlinge nun Gelegenheit. Gemeinsam mit dem SKM Rheydt hatten die Niederrheinischen Sinfoniker sie in ihr Weihnachtskonzert ins Theaters eingeladen. Zehn Mitglieder der Blechbläsergruppe und zwei Schlagzeuger sorgten mit einer bunten, stilistisch vielfältigen Mischung dafür, dass der Titel des Konzerts, "Festlicher Jubel" nach einem Weihnachtsmedley von Roger Harvey, kein leeres Versprechen blieb. 300 Zuhörer ließen sich von den mal besinnlichen, mal kraftvoll-dynamischen Klängen aus glänzenden Schallbechern aufs Fest einstimmen.

Wie immer bei den Kammerkonzerten der Sinfoniker führte Soloposaunist Berten Claeys launig und anekdotenreich durchs Programm. Bei der Begrüßung der Flüchtlinge gestand der aus Belgien stammende Musiker scherzhaft, er sei selbst ein "Wirtschaftsflüchtling", und lockerte so die Atmosphäre auf. Efe Efehosa zeigte sich beeindruckt von der historischen Spannweite der Stücke, die von der Spätrenaissance eines Giovanni Gabrieli und Michael Praetorius bis hin zu dem 58-jährigen Briten Simon Wills und dem "Duke" (Ellington) führten. In der doppelchörigen Polyphonie fanden sich die Profimusiker ebenso stilsicher zurecht wie bei der fetzigen Jazz-Suite Nr. 2 des Russen Schostakowitsch und der Jazzkantate von Duke Ellington. Dabei ergriff Tuba-Mann Bernhard Petz die Gelegenheit zu einem spannenden Solo, in dem einmal sogar der Schrei eines Elefanten imitiert wurde. Darüber mussten nicht nur der Flüchtling Efe aus Ghana und sein Sitznachbar aus Syrien schmunzeln.

Klar durften Stücke aus Bachs Weihnachtsoratorium nicht fehlen. Wobei Solotrompeter Jonathan de Weerd und Posaunistin Hilma Schultz mit gestopftem Schallbecher den näselnden Originalklang der von Bach in der Eröffnungssinfonia besetzten zwei Oboen nachzuahmen versuchten. Mit "Joy to the World" ging das Weihnachtskonzert zu Ende. Efe Efehosa resümierte: "Musik ist das Zweitwichtigste auf der Welt - nach der Liebe!"

(ri-)
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