Mönchengladbach Ramón Valle Trio bringt Kuba nach Eicken

Mönchengladbach · Der Pianist war auf Einladung der Reihe Fine-Art-Jazz mit seinem Trio im TIG zu Gast. Zu hören waren größtenteils Nummern von der aktuellen CD "Take Off". Valle bewies aber auch, dass er eine gehörige Portion Schalk im Nacken hat.

 Der Musiker in seinem Element: Ramón Valle gelang es, ab der ersten Sekunde sein Publikum mitzureißen.

Der Musiker in seinem Element: Ramón Valle gelang es, ab der ersten Sekunde sein Publikum mitzureißen.

Foto: Jörg Knappe

Wie muss die Musik eines kubanischen Jazz-Pianisten klingen? Ramón Valle gelingt es, die Erwartungen seines Publikums vollends zu befriedigen - ohne dabei jedoch bekannte Klischees zu bedienen. Der 1964 geborene Musiker hat unzählige Einflüsse in seinem musikalischen Charakter verschmolzen. Da ist mehr drin als Kuba, da klingen tiefe Verneigungen vor klassischen Meistern ebenso mit wie unbeschwerte Zitate aus dem Who is who des Jazz.

Der in den Niederlanden lebende Pianist war nun auf Einladung der Reihe Fine-Art-Jazz mit seinem Trio im TIG zu Gast. Dabei wurde seine Spielfreude kongenial von seinen beiden Landsleuten und Freunden Omar Rodriguez Calvo, Kontrabass, und Liber Torriente, Schlagzeug, ergänzt. Zeigen die beiden zwar auch immer wieder meisterhafte solistische Präsenz, ist das Trio doch stark auf Ramón Valle ausgerichtet. Er ist der Angelpunkt, der dynamische Motor.

Zu hören waren größtenteils Nummern von der aktuellen CD "Take Off". "Take Off", auf der allerdings Ernesto Simpson an den Drums zaubert, vereint ein sehr breites Spektrum an Ausdrucksmitteln mit unverwechselbarem Sog. Gleichzeitig schwingt oft melodiös zart-besaitetes mit.

Das Trio vermochte an dem Abend von der ersten Sekunde an, das Publikum in den mitreißenden Fluss ihres vor Energie sprühenden musikalischen Stroms zu ziehen. Ein Strom, der jedoch gerne auch Raum ließ für Nachdenkliches und Sentimentales. Da gesellt sich Cohens "Hallelujah" zu Michel Legrands "What are you doing the rest of your life", da wird es hier kunstvoll vielschichtig, dort etwas eindimensional. Valle braucht sich nicht mehr zu legitimieren, spielt bewusst auch mit musikalischen Banalitäten, wenn sie ihn übermannen. Um dann wiederum fein ziselierte Anmut zu beweisen. "Levitando" - "my signature", wie er sagt - zeigt sein Spektrum auf mitreißende Weise. Zeigt, wie eine an sich recht einfache Melodie in das Innere einer Musikerseele hineinsaugen kann, wird sie in ein vor Drive pulsierenden, temporeichen Kontext eingebettet oder zu ostinativ obsessivem Ausbruch gebracht.

Unkontrolliert brutal klingt das alles zum Glück keinesfalls. Valles Instinkt trügt ihn nicht. Vielmehr hat er eine gehörige Portion Schalk im Nacken, was man nicht nur bei den Moderationen deutlich spürt. Das sehr gut besuchte TIG war begeistert.

(laki)
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