Mönchengladbach Schüler diskutieren mit Genetik-Experten

Mönchengladbach · Wenn bei einer Veranstaltung die Gäste mit Tomaten werfen, ist das normalerweise kein gutes Zeichen. Nicht aber beim "Junior Science Café" in der Bischöflichen Marienschule: Hier wurde das rote Fruchtgemüse ganz im Dienste der Wissenschaft durch die Luft befördert. Denn ob die von den beiden eingeladenen Pflanzenzuchtexperten gezüchteten "Anti-Matsch-Tomaten" wirklich halten, was sie versprechen? Einige Tomaten fliegen herum - die Oberfläche aber hält stand. Der Test ist bestanden.

 Die Schüler moderierten das Junior Science Café.

Die Schüler moderierten das Junior Science Café.

Foto: Johanna Dahlmanns

Im "Junior Science Café" der Klasse 9a ging es aber natürlich nicht nur um die Konsistenz von Obst und Gemüse. Wochenlang hatten die Schüler das Experten-Treffen zum Thema "Computergestütztes Auswählen von Embryos - kommen die Superbabys?" selbstständig geplant und Kontakt zu Wissenschaftlern aufgenommen. Nun konnten sie die Experten in Empfang nehmen. Dass das Thema Genetik für das "Junior Science Café" - eine Kooperation von Wissenschaft im Dialog und der Deutschen Telekom Stiftung - auf dem Plan stehen sollte, hatten sich die Schüler selbst ausgesucht. Im Biologie-Unterricht von Lehrer Cornel van Bebber hatten sie bereits alles von den Mendelschen Regeln bis zur DNA gelernt sowie intensiv über Designer-Babys, Vererbung von Intelligenz und Zuchtverfahren mit Computern diskutiert. "Wir wollten uns aber noch professionelle Meinungen von Menschen einholen, die sich in ihrem Beruf täglich damit befassen", erzählt Schülerin Franka, die das Café mit ihren Klassenkameradinnen Johanna und Hanna moderierte. Damit auch das Publikum nicht zu kurz kam, konnte dabei parallel zu den Gesprächen immer wieder per Handy über Themen abgestimmt werden. Wie viel Intelligenz man wohl von seinen Eltern erbt? Und wann ist es sinnvoll, Embryos auf bestimmte Eigenschaften zu testen?

Gleich zu Beginn des Cafés stand den Schülern Tinca Polderman von der Universität Amsterdam (Center for Neuroscience and Cognitive Research) auf Englisch Rede und Antwort. Die Wissenschaftlerin konnte zwar nicht real anwesend sein, versicherte den Schülern des Gymnasiums dafür aber per Livestream, dass es zwar Gene für Intelligenz gebe, man von der DNA aber noch längst nicht auf die Intelligenz schließen könne.

Kathrin Hatz und Marc Rutten, die "Tomatenwerfer" und Pflanzenzuchtexperten der Bayer AG, erklärten den Schülern anschließend das Prinzip des "Genestackers" - ein mathematisches Computerprogramm, mit dem die Züchtung neuer Sorten vereinfacht und beschleunigt werden kann. Ob die Tomaten dann aber überhaupt noch schmecken? "Bei den Tomaten hat der Geschmack derzeit nicht mehr Priorität in der Züchtung", erklärt Rutten. "Heute ist es eher wichtig, dass die Pflanzen krankheitsresistent sind."

Weg von den Pflanzen und hin zum Menschen ging es bei der Befragung der letzten Expertin. Hier erzählte Hiltrud Döhmen, Ärztin am Kinderwunschzentrum, von ihrer Arbeit bei der Beratung von Paaren und klärte über die rechtlichen Möglichkeiten in Deutschland auf.

Für die Marienschule gab es dann zum Abschluss noch ein Zertifikat: Sie kann sich nun "Junior Science Café Schule 2017" nennen.

(RP)
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