Mönchengladbach Slow Food - so wird Essen wieder wertvoll

Mönchengladbach · Sie sehen sich als bewusste Genießer und sagen Fast Food den Kampf an: "Slow Fooder" wie Bernd Woltmann und Gert Schneider unterstützen eine umweltfreundliche Lebensmittel-Produktion. Die Bewegung hat ihren Ursprung in Italien.

Woher kommen eigentlich die Tomaten, die heute Morgen auf dem Frühstückstisch lagen? Wie ist es wohl dem Schwein ergangen, bevor es zur Wurst auf dem Butterbrot wurde? Unser Wissen über das, was wir essen, ist wenig ausgeprägt. In Zeiten des Fast Foods muss alles schnell gehen und wenig kosten. Wie wär's denn zur Abwechslung mal mit Slow Food? "Die Frische und der gute Geschmack der Lebensmittel stehen im Fokus", erklärt Bernd Woltmann, Slow-Food-Initiator in Mönchengladbach. "Aber auch der Weg von der Herstellung über den Handel bis hin zum Verzehr spielt eine wichtige Rolle."

Die Non-Profit-Organisation "Slow Food" hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kultur des Essens und Trinkens zu erhalten. So sind es vor allem bewusste Genießer, die sich in der Organisation vereinigt haben und sich für Slow Food einsetzen. Es geht darum, verantwortungsbewusste Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei zu fördern und die regionale Geschmacksvielfalt sowie das traditionelle Lebensmittelhandwerk zu bewahren. "Gut, sauber und fair", diese Worte stehen für die Philosophie. Slow Food unterstützt eine umweltfreundliche Lebensmittel-Produktion unter fairen Bedingungen und angemessener Bezahlung. Doch der Gladbacher Woltmann betont ganz klar, dass Slow Food niemanden zu etwas verpflichtet. "Wir wollen keine Vorschriften machen, welche Lebensmittel man kaufen sollte. Es geht vielmehr darum, ein Bewusstsein zu schaffen für Qualität und Genuss."

Slow Food hat seinen Ursprung in Norditalien und ist weltweit mit 100.000 Mitgliedern in 1500 Convivien aktiv. Seit 20 Jahren gibt es in Düsseldorf, Duisburg und Aachen solch ein Convivium. Doch auch in Mönchengladbach tut sich etwas. Die Slow-Food-Initiatoren Bernd Woltmann und Gert Schneider laden für Dienstag, 14. Juni, Interessierte zum Slow-Food-Treffen in der Stadt ein. Ein Projekt, das Woltmann besonders am Herzen liegt, heißt "die Arche des Geschmacks". In die Arche werden deutschlandweit besondere, traditionelle Produkte einer Region aufgenommen, die vor dem "Aussterben" gerettet werden sollen. Ziel ist es, auch Gladbacher Spezialitäten wie das Rheydter Onjeschwedde, ein traditionelles Roggenbrot, in der Arche zu fördern und zu erhalten. Auf der kulinarischen Meile des Eine-Stadt-Festes im August wird sich Slow Food Mönchengladbach vorstellen und auch das Onjeschwedde präsentieren. "Unsere Essenskultur ist etwas Kostbares, das wir bewahren sollten", so Woltmann. "Warum Produkte aus aller Welt, wenn wir sie direkt vor Ort haben?" Nicht falsch verstehen - Woltmann ist keineswegs nur Genießer traditioneller Speisen, auch die internationale Küche begeistert ihn. Denn natürlich gibt es Lebensmittel, die nicht in Deutschland angebaut werden können und daher importiert werden. Doch selbst wenn es der Bio-Spargel ist, der aus Peru statt aus der regionalen Umgebung kommt, entstehen lange Transportwege, die den Verlust von Frische und eine Belastung der Umwelt verursachen.

Ein weiteres Projekt, das sich der Slow Fooder gut für Mönchengladbach vorstellen kann, ist der "Genussführer". "Hier sind verschiedene Restaurants in Deutschland aufgelistet, die Slow Food unterstützen. Jeder kann Tester sein, und wenn das Restaurant den Anforderungen entspricht, wird es in den Genussführer aufgenommen." So funktioniert's: Man besucht ein Restaurant seiner Wahl, bestellt ein Gericht und bewertet gewisse Kriterien. Wie ist der Geschmack? Handelt es sich um eine traditionelle oder regionale Spezialität? Damit die Bewertung aussagekräftig ist, wiederholt man den Besuch an einem anderen Tag. Nach dem zweiten Genusstest spricht man den Wirt offen an und erkundigt sich zum Beispiel über die Herkunft der Lebensmittel. "Selbst wenn das Restaurant nicht den Slow-Food-Kriterien entspricht, kann dieser Test den Impuls geben, eines zu werden."

Slow Food Deutschland hat schon viele Projekte auf die Beine gestellt, die sich auch gut in Mönchengladbach umsetzen lassen. Doch neue Ideen und Ansätze sind gefragt und erwünscht. "Alle Genussmenschen, sowohl Mitglieder, als auch Interessenten, sind willkommen beim Slow-Food-Treffen." Los geht es am Dienstag, 14. Juni, um 19 Uhr im Brauhaus zum Stefanus in Mennrath. Infos und Anmeldung unter www.slowfood.de.

(RP)
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