Mönchengladbach Theater startet mit Borussia-Revue

Mönchengladbach · Dem Anspruch "Zeitgenossenschaft", also auch politischen Ereignissen wie Flucht und Migration, verschreibt sich das Theater in der Spielzeit 2016 / 17. Wir stellen den Spielplan vor. Den Anfang macht eine Liebeserklärung an Borussia.

 Eine Szene aus dem Ballettabend "Rhapsodie und Rumba" von Robert North.

Eine Szene aus dem Ballettabend "Rhapsodie und Rumba" von Robert North.

Foto: Matthias Stutte

"Auf der Höhe der Zeit agieren, sich mit aktuellen Problemen auseinandersetzen" - das bewegt laut Intendant Michael Grosse die Spartendirektoren des Theaters. Und so wird es mit Kein schöner Land, inszeniert von Schauspieldirektor Matthias Gehrt, in der Spielzeit 2016/17 ein Stück zur Flüchtlingsproblematik zu sehen geben. "Ursprünglich hatten wir dafür den Arbeitstitel ,Lampedusa' ausgesucht", erinnert sich Gehrt. Inzwischen, nach mehr als einer Million Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, ändere sich die Blickrichtung. Dazu passt, dass nach 65 Jahren erstmals am Niederrhein wieder das Musikdrama Der Konsul des italoamerikanischen Komponisten Gian Carlo Menotti (1911-2007) produziert wird. "Die Uraufführung war 1950 in Philadelphia, ein Jahr später folgte bereits eine Inszenierung in Krefeld", weiß Operndirektor Andreas Wendholz. Hintergrund des Sujets ist die Geschichte einer polnischen Emigrantin, die sich in den USA um Aufenthaltsgenehmigung bemüht hatte und die Selbstmord beging, nachdem ihr Gesuch abgelehnt worden war - eine Niederlage im Kampf gegen brutale Bürokratie.

Zeitgenössisches findet sich auch in der Region. Und zwar ganz und gar Positives! So macht das Theater mit Beginn der Spielzeit - Uraufführung ist am 13. September - dem VfL Borussia Mönchengladbach eine Liebeserklärung. Wir sind Borussia heißt diese Revue, die sich der Kabarettist Martin Maier-Bode (50) und der Schauspieler und Produzent Tobias Wessler (45) ausgedacht haben. "Es wird richtig voll auf der Bühne, es wird Fangesänge geben - ein echtes Fußballfest", fasst der Schauspieldirektor zusammen. Für die gefällige Intonation der einschlägigen Schlachtenlieder sorgt die am Niederrhein bestens beleumundete Bigband von Willi Haselbek. Die Revue sei "mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins" in den zurückliegenden zwei Jahren vorbereitet worden, erklärt Generalintendant Grosse.

Ballett Robert North, Chefchoreograf der Ballettcompagnie, hat die Geschichte von Pinocchio in eine Tanzgeschichte umgeformt. Die Live-Musik zu dem Stück, das am 22. Oktober im Rheydter Haus uraufgeführt wird, hat Theater-Pianist André Parfenov komponiert. Von Krefeld nach Mönchengladbach übertragen wird am 12. November Norths Ballettabend Rhapsodie und Rumba, tänzerische Kurzgeschichten, die Parfenov am Flügel begleitet. Die dritte Neuproduktion gilt einer weiteren Uraufführung: Am 4. März 2017 feiert die "Sinfonie des Lebens" Premiere, die Niederrheinischen Sinfoniker musizieren live.

Musiktheater-Highlights Der scheidende Kapellmeister Andreas Fellner, für den neu Diego Martin-Etxebarria kommt, dirigiert die komische Oper Der Barbier von Sevilla von Rossini, Regie führt Kobie van Rensburg ("Figaros Hochzeit"). Hinrich Horstkotte inszeniert Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel. Auf Wagners Lohengrin, der zunächst in Krefeld herauskommt, müssen sich die Gladbacher noch bis 2017 gedulden.

Schauspiel Franziska Marie Gramss inszeniert die Komödie Mondlicht und Magnolien von Ron Hutchinson. Gehrt ringt mit dem Riesen-Roman Schuld und Sühne von Dostojewski (Premiere: 7. Mai '17); Hüseyin Michael Cirpici inszeniert Shakespeares Tragödie Macbeth, und Anja Panse erarbeitet Lessings Komödie Minna von Barnhelm. Die israelische Regisseurin Dedi Baron bringt am 9. April 2017 David Grossmans Stück Eine Frau flieht vor einer Nachricht auf die Bühne. Der Autor gilt als Kritiker der israelischen Besatzungspolitik.

(ri-)
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