Mönchengladbach Vom Volkslied bis zum Heavy-Metal-Knüller

Mönchengladbach · Das swingende Herbstkonzert des Jazzchores Mönchengladbach im Theater-Konzertsaal war abwechslungsreich.

Andrea Kaiser fühlt sich sichtlich wohl. Sie weiß, dass ihr gemischter Chor, optimal vorbereitet ist auf dieses Event. Es ist eine Premiere: Erstmals singt der JazzChor Mönchengladbach im Konzertsaal des Theaters. Der ist annähernd ausverkauft.

"Großes Herbstkonzert" ist das Programm, der Jahreszeit verpflichtet, überschrieben. Doch dieses Motto wird nicht buchstäblich eingelöst, das immens facettenreiche Repertoire geht weit hinaus über bunte Blätter, Herbststürme und düsteren Feiertage im November.

38 Sängerinnen und Sänger sind versammelt auf dem Podest, auf dem gewöhnlich die Niederrheinischen Sinfoniker musizieren. Sechs Raummikrofone hat Akustikausstatter Ton-Max aufgestellt, um das Konzert aufzunehmen. Weitere Mikrofone gehen reihum, denn dieser Chor verfügt nicht nur über ein zuverlässiges, bis an die Profigrenze durchtrainiertes Sängerensemble, sondern kann auch Solistenkompetenz aufbieten. So überzeugt Susanne Jansen in "Pennies from Heaven" mit tougher Shuffle-Tongebung. Die weltliche Version des Himmels war zuvor mit "Skyfall" spannend arrangiert zu hören. Die Solisten erweisen sich zudem als pfiffige Entertainer. So erklärt sich die locker-entspannte Haltung der Chorleiterin, sie muss ja nicht allein durchs Programm führen.

Andrea Kaiser moderiert launig, witzig und warmherzig, stellt "den süßen Mann am Keyboard" als "meinen" vor - das ist Manfred Heinen. Die instrumentale Klangbasis komplettieren Bassgitarrist Thomas Schlink und Schlagzeuger Robert Hurasky von der städtischen Musikschule, an der auch die Chorleiterin Jazz- und Popgesang unterrichtet.

Die Riege der Ohrwürmer betört das Publikum, so beispielsweise ein flottes Arrangement von "Happy" von Pharrell Williams, Cyndi Laupers "Time after Time" und das Intro "Ride like the Wind" von Christopher Cross.

Jazz gilt als Musikgattung, die untrennbar mit dem anglo-amerikanischen Sprachraum verheiratet sei. Der Jazzchor Mönchengladbach jedoch wagt sich erfolgreich auch an Bearbeitungen deutscher Volks- und Kunstlieder sowie an Schlager. Klaus Lages "Du hast'n Freund in mir" nach dem Film "Toy Story" gefällt ebenso wie "Die Gedanken sind frei" und der Bill-Ramsey-Hit "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett". Fans des Originals von Matthias Claudius' Lied "Der Mond ist aufgegangen" allerdings dürften sich im Vergleich mit der schrullig rhythmisierten Bearbeitung durch Andrea Kaiser und Manfred Heinen doch eher für das Original entscheiden.

Überraschungseffekte bietet das Programm auch. So überzeugt eine witzige Fassung des AC/DC-Heavy-Metal-Knüllers "Highway to Hell", in der Heinen virtuos aufs Akkordeon umsteigt. Auf diesen Rausschmeißer folgt als Zugabe noch ein wunderbar zarter Lobpreis auf das Leben: "Viva la Vida". Dazu hüllen die Sängerinnen das Publikum von drei Seiten wohlig ein in einen wunderbar gemischten Raumklang.

(ri-)
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