Mönchengladbach Wenn Menschen sich selbst begegnen

Mönchengladbach · Dirk Albertz und Wolfgang Dreßen haben Menschen privat und in Berufsbekleidung in einem schwarzen Raum abgelichtet. Dafür betrat Schwester Maria zum ersten Mal eine Keller-Diskothek. Sie hatte das Okay vom Vatikan.

 Wolfgang Dreßen und Dirk Albertz (v.l.) vor der dreifachen Schwester Maria. Sie ist als Frau in Zivil, als Ordensschwester und als Notfallseelsorgerin zu sehen.

Wolfgang Dreßen und Dirk Albertz (v.l.) vor der dreifachen Schwester Maria. Sie ist als Frau in Zivil, als Ordensschwester und als Notfallseelsorgerin zu sehen.

Foto: NEW

Der schwarze Mops ist tiefenentspannt. Auf dem starken Arm seines Herrchens liegt es sich wohlig und bequem. Die Augen in seinem niedlichen Faltengesicht sind kurz davor, sich komplett zu schließen. Der nette Hund gehört zu Manuel Riemann. Der ist Torwart beim VfL Bochum, lebt in Mönchengladbach und hängt im Foyer der Hauptverwaltung des Versorgers NEW an der Odenkirchener Straße - und das gleich zweimal. Das linke Foto zeigt ihn in Zivil, rechts daneben ist er in seiner Torwart-Montur zu sehen. Auf diesem Bild fehlt der Mops - hat ja schließlich auf dem Fußballplatz nichts zu suchen.

Die beiden Fotografen Dirk Albertz und Wolfgang Dreßen zeigen in ihrer Ausstellung "face to face" Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen - jeweils in entsprechender Kleidung und ganz privat. "Wir wollten sehen, was passiert, wenn jemand von der beruflichen in die private Rolle wechselt", sagen sie. Sie stellten ihre Modelle in einen schwarzen Raum und fotografierten sie immer an der selben Stelle, mit exakt der selben Beleuchtung. Dazu ging es in die Keller-Tiefen einer ehemaligen Diskothek. "Für Schwester Maria war das eine Premiere", sagt Dirk Albertz. Sie holte sich vorher den Segen von ganz oben - vom Vatikan. Sie ist die einzige Person, die die Künstler gleich dreimal zeigen - als Frau in Zivil, als Ordensschwester und als Notfallseelsorgerin.

Adrian Linke ist auch mit von der Partie. Der beliebte Schauspieler vom Gemeinschaftstheater steht ziemlich entspannt mit locker herabhängenden Armen - ganz unspektakulär, gleichwohl sehr hübsch - in Jeans und Schlabber-Shirt in der schwarzen Kulisse. Daneben zeigen ihn die Fotografen in der Kleidung des Rio Reiser, den er in "König von Deutschland" verkörpert. Tatsächlich: Links steht der echte Adrian Linke, rechts ist er Rio Reiser - mit Zottel-Perücke und in abgewetzter Lederjacke. Und die Pose stimmt. Die komplette Veränderung. Schauspieler eben.

Die Fotos haben Dirk Albertz und Wolfgang Dreßen auf Aluminium gezogen und mit Acrylglas gesichert. Sie haben alle exakt dasselbe Format - 1,47 an 1,10 Meter. Da gibt es den Starkstromelektriker, den Notfallchirurgen, die Schwimmmeisterin, den Feuerwehrmann - jeweils in Zivil und in ihrer Berufsbekleidung. "Wir hatten den Eindruck, dass unsere Modelle, wenn wir sie als Privatleute fotografierten, unentspannter und unsicherer waren, als in der Bekleidung, die ihre Profession verrät", sagen die beiden Künstler. "Sie begegnen sich selbst."

Besonders gut in Erinnerung haben sie den Kfz-Mechantroniker aus Afghanistan, der sich jetzt auf den Meister vorbereitet. Der sieht in seiner Werkstatt-Kluft genau so entspannt und zufrieden aus wie in seinen Privatklamotten. "Er hat uns ein afghanisches Essen versprochen", sagt Wolfgang Dreßen. Und lacht voller Vorfreude.

Die Ausstellung, die in der Reihe "Linie Kunst" läuft, kann bis zum 28. April immer montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr im Foyer der NEW-Hauptverwaltung an der Odenkirchener Straße 201 besichtigt werden.

(RP)
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