Mönchengladbach Wie Plastikmüll zum Politikum wird

Mönchengladbach · Es geht um Plastikmüll, ein geheimnisvolles Buch und um unsere Zukunft. "Nostalgic Plastic" heißt das Kunstprojekt, mit dem sich der Kenianer Sam Hopkins, der 26. Atelierstipendiat der Stadt Mönchengladbach, beschäftigt.

 Der 26. Atelierstipendiat der Stadt heißt Sam Hopkins. "Nostalgic Plastic" heißt das Kunstprojekt, mit dem er sich in den nächsten Monaten auseinandersetzen wird.

Der 26. Atelierstipendiat der Stadt heißt Sam Hopkins. "Nostalgic Plastic" heißt das Kunstprojekt, mit dem er sich in den nächsten Monaten auseinandersetzen wird.

Foto: Isabella Raupold

Fotos eines gefüllten gelben Müllsacks und von Umverpackungen aus Plastik hängen an der Wand in Sam Hopkins Gastatelier an der Steinmetzstraße. Sie zeigen Kefir-Becher, Keksschachteln und Transportschalen für Tomaten. Die Fotos sollen Eingang finden in ein Buch, in eine Art Müllbegleiter oder "Führer der Plastikkunde". Dieses Buch soll einmal weltberühmt werden, dann nämlich, wenn die Ölvorkommen aufgebraucht sind, wenn Plastik vom Müll zum Rohstoff und zur Energiequelle geworden ist und Plastikvorkommen von rigiden Genossenschaften kontrolliert werden. "Nostalgic Plastic" heißt das Kunstprojekt, mit dem sich Sam Hopkins, der 26. Atelierstipendiat der Stadt Mönchengladbach, in den nächsten Monaten auseinander setzen wird.

Um sich besser in das Thema der Abfallwirtschaft einzuarbeiten, ist er schon auf einem Müllwagen mitgefahren und hat eine Müllverbrennungsanlage besucht. Charakteristisch für das Werk des konzeptionell arbeitenden Künstlers ist sein Bezug zu seinem sozialen und politischen Umfeld. Dabei untersucht er kritisch die Strukturen des täglichen Lebens, um sie aus neuen Perspektiven zu beleuchten. Mit dem 36-jährigen Sam Hopkins hat die Stadt sich für einen arrivierten Künstler entschieden, der auf Ausstellungen sowohl in Afrika als auch in den USA und in Europa zurückblicken kann. Das US-Magazin Foreign Policy (FP) wählte ihn 2014 in der Kategorie "Künstler" unter die 100 führenden globalen Vordenker. Auch in Deutschland ist Sam Hopkins kein Unbekannter mehr: Zwei frühere Stipendien führten ihn nach Bayreuth und Gera und Lehraufträge an die Universität Bayreuth und die FU Berlin.

Bis Ende Dezember wird der Künstler nun in Mönchengladbach leben und arbeiten. Die Stadt stellt Atelier und Wohnung zur Verfügung, während die Josef-und-Hilde- Wilberz-Stiftung eine abschließende Ausstellung und einen Katalog fördert, in denen Sam Hopkins die Ergebnisse seines Projekts vorstellen wird. Es sei eine wertvolle Chance für ihn, ein halbes Jahr lang seine Gedanken über die Rolle von Plastik zu entwickeln, betont der Künstler dankbar. Kulturdezernent Gert Fischer und Thomas Hoeps, Leiter des städtischen Kulturbüros, zeigten sich beeindruckt, wie tief sich Sam Hopkins kaum sechs Wochen nach seiner Ankunft in das Projekt eingearbeitet hat. "Plastik wird zum Thema, an dem sich politische Spannungen entladen", prognostiziert der Künstler. "Die Superreichen werden Joghurtbecher als wertvolle Relikte sammeln. In den Slums aber werden die Armen alternative Methoden entwickeln, um aus Plastik Energie zu gewinnen. Plastik wird für die Armen zu einer Art Freiheit", so der Künstler weiter.

"Sam Hopkins arbeitet mit den Strukturen von Mönchengladbach an einem globalen Thema", sagt Kulturdezernent Gert Fischer, der sich auf eine inspirierende Auseinandersetzung mit der lokalen Kunstszene freut.

(drlp)
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