Mönchengladbach Wo der Klassikgitarrist Kravitz-Songs spielt

Mönchengladbach · International renommierte Künstler treten auf, doch es wird durchweg von ehrenamtlichem Einsatz getragen: Am Samstag startet das elfte Niederrhein-Musikfestival. Katrin und Ralf Hoppen engagieren sich von Beginn an.

Am Samstag findet das Eröffnungskonzert des elften Niederrhein-Musikfestivals in der Wickrathberger Kirche statt. Vor voraussichtlich ausverkauftem Haus werden international renommierte Musiker ein Premierenprogramm gestalten, das speziell für diesen Abend geschaffen wurde. Mit diesem ungewöhnlichen Konzept hat sich das Niederrhein-Festival in den letzen elf Jahren einen internationalen Ruf erarbeitet und etliche Preise gewonnen. Das Erstaunliche: Es wird durchweg von ehrenamtlichem Engagement getragen, nur die Künstler erhalten Gage.

Zu den ehrenamtlichen Organisatoren und Unterstützern gehören von Beginn an Katrin und Ralf Hoppen, Inhaber einer Gladbacher Firma für Innenausbau. Am Anfang stand eine Anfrage: ob das Unternehmen auch eine Bühne bauen könne? "Als Schreiner kann man natürlich auch Bühnen bauen", sagt Ralf Hoppen. Als dann das erste Festival in Schloss Dyck heranrückte, kümmerte er sich auch noch um Ton und Beleuchtung, dann um Schalldämmung. Als schließlich noch jemand gebraucht wurde, um einen berühmten israelischen Musiker vom Flughafen Köln-Bonn abzuholen, war Ralf Hoppen auch zur Stelle, und zwar mit seinem Lkw. "Der Musiker war noch nie in einem Lastwagen gefahren, er hatte viel Spaß daran", sagt Hoppen lachend.

Nach Ende des Festivals stellte sich heraus, dass da noch jede Menge abzuwickeln war: Die Gema wollte Gebühren, die Künstlersozialkasse Beiträge, Rechnungen und Steuern mussten bezahlt werden. Und so stieg auch Katrin Hoppen, ihres Zeichens Kauffrau mit buchhalterischer Erfahrung, in die Festivalarbeit ein. "Wir wussten vorher überhaupt nicht, was auf uns zu kommt, eigentlich steckt ein ganzes Jahr Arbeit in jedem Festival", sagt Katrin Hoppen.

Inzwischen sind beide im Verein der Freunde und Förderer des Niederrhein-Musikfestivals und haben die technische Leitung, Organisation und Buchhaltung übernommen. Bereut haben sie ihr Engagement noch nie. Es hat ihnen sogar schon einen Preis eingebracht: den Deutschen Kulturförderpreis 2009, eine Auszeichnung für unternehmerisches Kulturengagement.

Beide haben ein Faible für klassische Musik und lieben den engen Kontakt zu den Künstlern, die auch häufig bei ihnen wohnen. Das kann auch schon mal eine ganze Woche sein, denn das Konzept des Festivals setzt auf kreative Prozesse und künstlerische Projekte. Künstlerische Leiterin ist die Mönchengladbacher Flötistin Anette Maiburg. "Das sind außergewöhnliche Programme", betont Ralf Hoppen. "Die Arrangements werden extra für das Festival geschrieben und die Künstler arbeiten im Vorfeld gemeinsam an der Entwicklung des Programms."

Das Festival besteht aus fünf Veranstaltungen an fünf verschiedenen Orten: Das Eröffnungskonzert ist in Wickrathberg, dann gibt es Veranstaltungen in Schloss Dyck, in Neuss und Düsseldorf. Das Festival hat sich inzwischen ein solches Renommee erarbeitet, dass auch Weltstars an den Niederrhein kommen. Und manchmal sitzt man nach der Aufführung noch zusammen und dann spielt der berühmte klassische Gitarrist auf Wunsch des Hausmeisters auch mal Lenny Kravitz. "Es ist eine ganz andere Welt, die sich da auftut, und das ist einfach schön", sagt Ralf Hoppen.

Es gibt noch Restkarten für die fünf Konzerte des Festivals, das zwischen dem 22. August und dem 25. Oktober stattfindet. Außerdem haben Musikfreunde die Gelegenheit, öffentliche Proben zu besuchen. Am morgigen Freitag, 21. August, findet eine solche Probe um 18 Uhr in der evangelischen Kirche Wickrathberg statt. Weitere Infos zu den Konzerten unter www.niederrhein-musikfestival.de.

(arie)
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