Mönchengladbach Zweites Schlosskonzert: Kunstvoll durch die Musikgeschichte gezupft

Mönchengladbach · Drei Männer mit fast baugleichen Gitarren auf dem Schoß bringen ihre rechten Hände über dem Schallloch in lehrbuchgerechte Position und legen los: Sofort wandern die Blicke im Rittersaal von Schloss Rheydt irritiert vom einen zum anderen Solisten.

Das Münchner Gitarrentrio mit Thomas Etschmann, Mikhail Antropov und Alexander Leidolph verblüfft vom Beginn eines Stücks für Laute und Streicher von Vivaldi an durch fast orchestrale Fülle. Ein äußerst filigran gesponnenes Netzwerk von Tönen sorgt für diesen Effekt.

Sieben Jahre sind die beiden deutschen Gitarrensolisten und ihr aus St. Petersburg stammender Kollege Antropov konzertierend unterwegs. Sie verstehen sich perfekt, Blickkontakte reichen, hier und da ein kurzes Nicken - und so begibt sich ein schillernder, bewegungsreicher Dauerlauf über Griffbretter und Saiten. Bereits bei dem Vivaldi-Stück, das sie zur Abwechslung nicht selbst arrangiert haben, legen die Münchner ihr Grundprinzip der "durchbrochenen Arbeit" nach Brahms offen: Themen werden mit Raffinement auf die drei Solisten aufgeteilt. Dabei entfalten diese durchaus individuelle Stil- und Klangfarben.

Dass es dennoch eine Art Teamchef gibt, macht der Älteste, der 1959 geborene Eliot-Fisk-Schüler Etschmann, behutsam klar. Er spielt nicht virtuoser als seine Kollegen, aber mit dem prägnantesten Ausdruck. Für die subtile Oberstimme ist Antropov bravourös zuständig, wobei er da, wo es passt, wie in "Carnaval" des kanadischen Komponisten Patrick Roux, gern Linien impressionistisch verschleiert. Leidolph fungiert in der Mitte als Klammer. An ihrem Programm, das eine genussvolle Wanderung durch die Musikgeschichte gestattet, gefallen besonders fünf Sätze aus Bizets "Carmen"-Suite, der populäre Blumenwalzer aus Tschaikowskys Ballett "Nussknacker" und die ebenso beliebte Pavane von Gabriel Fauré. Und in einem Gitarrenkonzert darf Isaac Albéniz nicht fehlen. "Der hat zeitlebens keine einzige Gitarrennote geschrieben", informiert Antropov. Dennoch spielen die Gitarristen weltweit seine Stücke. Also auch die drei Münchner.

Mit "Lava" bringt das Trio eine Eigenkomposition von Thomas Etschmann. Ein minimalistisches Tongemälde, das mit seinen ostinaten, quirligen Variationen an feurige Ströme aus einem Vulkan denken lässt. Auch das gefällt. Am Ende erklatschen sich die Zuhörer im vollen Saal noch zwei Tänze des Spaniers Enrique Granados als Zugabe.

(ri-)
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