Mönchengladbach Kunden des Arbeitslosenzentrums werden immer internationaler

Mönchengladbach · Die Einrichtung versteht sich zunehmend als "inoffizielle Integrationsagentur".

Das Arbeitslosenzentrum (ALZ) werde - trotz nach wie vor ungeklärter Raum- und Standort-Frage - zunehmend zur "Integrationsagentur". Das erklärten jetzt der Leiter der Einrichtung, Karl Sasserath, und Karl Boland, Sprecher des Trägervereins, bei der Vorlage der aktuellen "Kundenzahlen" für 2016.

Bewerbungshilfe Das niederschwellige Angebot unterstützte unbürokratisch 367 Ratsuchende bei der Zusammenstellung von Lebensläufen, Bewerbungsschreiben usw. Viele der Arbeitssuchenden besitzen aus Geldmangel keinen Computer - und kommen ins ALZ. Die Hilfe ist kostenlos, weil die Stadtsparkasse das Angebot fördert.

Mittagstisch Täglich werden knapp 50 Essen - 2016 rund 10.000 - ausgegeben. Das preiswerte, frisch zubereitete Menü ist wesentlicher Bestandteil des Begegnungsangebotes, das wöchentlich mindestens 30 Stunden frei zugänglich ist. Immer häufiger kämen Langzeitarbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen und Ältere, die wenig Geld haben - viele davon aus dem quartiersbezogenen Umfeld, teilen Sasserath und Boland mit.

Erwerbslosen- und Sozialberatung Mit 2016 knapp 2700 Kontakten (persönlich, telefonisch, per Internet) bleibt die Nachfrage hoch. Die vielfältige Hilfe nutzten allein 1463 Frauen. Mit den 2700 "Fällen" nehmen die beiden Mitarbeiter des ALZ einen Spitzenplatz unter den Gladbacher Beratungseinrichtungen ein, betonte Sasserath.

Dass das ALZ immer öfter als eine "nicht anerkannte Integrationsagentur" erscheint, mache ein Blick in die Flure deutlich. Dort treffe man Afghanen, Syrer, Iraker, Iraner oder Kongolesen - Flüchtlinge, die als Asylsuchende anerkannt sind, subsidiären Schutz genießen oder aufgrund der Situation im Herkunftsland nicht ausreisen müssen. Diese Gruppe sucht in der Einrichtung ebenso Rat und Hilfe wie EU-Ausländer. Letztere kamen im Zuge der Freizügigkeit innerhalb der EU nach Gladbach, arbeiten auf dem Bau oder in Logistik-Betrieben. Und haben Fragen, wenn sie entlassen werden, die Miete nicht mehr zahlen können und ihre Familie nicht mehr versorgt werden kann.

Hinzu komme ein weiteres Phänomen, das die Arbeit ansteigen lässt: Die Amtsgerichte verwiesen auf die Hilfeleistung im ALZ. Beratungshilfe bekommen mittellose Personen; sie gehen damit zu einem Anwalt, der im Falle einer Verhandlung mit dem jeweiligen Gericht abrechnet. Neben einer Verbesserung der Beratungskapazitäten fordern Boland und Sasserath mehr Angebote zur Integration von Langzeitarbeitslosen in Beschäftigung.

(tler)
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