Mönchengladbach Kurioses aus der Welt der Liebe

Mönchengladbach · Acht Geschichten von Viktor Nono beschäftigen sich mit der Vergeblichkeit der Liebesmüh.

 Viktor Nono, Philosoph, Germanist, Künstler und Schriftsteller, hat ein Buch mit acht Erzählungen gefüllt: "Von der Vergeblichkeit der Liebesmüh".

Viktor Nono, Philosoph, Germanist, Künstler und Schriftsteller, hat ein Buch mit acht Erzählungen gefüllt: "Von der Vergeblichkeit der Liebesmüh".

Foto: Alena Sher

Er hat sich den Knöchel verstaucht. Hat Schmerzen, tierische Schmerzen. Es ist heiß, unerträglich heiß. Er schmiert sich eine Stulle - mit Leberwurst. Er weiß: Eine Leberwurstschnitte besänftigt. Dann fordert ihn seine Mutter auf, er soll sie zum Einkaufen begleiten. Es wird ein Desaster. Und obwohl er sich so viel Mühe gegeben, seine Mutter, seinen schmerzenden Knöchel und die brutale Hitze ertragen hat - am Ende steht er da wie der Depp. Familienliebe kann ganz schön irritierend sein. Frustrierend auch. Und festgefahren.

Viktor Nono, promovierter Philosoph, Germanist, Künstler und Schriftsteller, der in Mönchengladbach durch diverse Ausstellungen bekannt ist, hat ein Buch mit acht Erzählungen gefüllt. Der Titel: Von der Vergeblichkeit der Liebesmüh. Der Titel lässt manches erahnen - Bitteres, Schmerzliches, Endliches. Ja, darum geht es. Aber auch um ausgesprochen Kurioses und, ja, Amüsantes. Geschichten fangen harmlos an, erzählen vom Glück, nehmen Wendungen. Kurzweilig sind sie allemal. Und oft komisch. Zumindest solange, bis das Lachen den Hals nicht mehr verlassen kann.

Die erste Erzählung im Buch - "Glück" - bereitet den Leser auf das vor, was da noch kommen mag. Es ist die Geschichte von dem blonden Kindchen, dem die Eltern den Namen Ingeborg geben. "So wie Ingeborgs Vater das Glück der Welt umarmte, so umarmte die Mutter den Tod. Sie lief mit ausgestreckten Armen einem Zug entgegen, der sie packte, mitzerrte und sie endlich gegen eine Mauer warf", schreibt Viktor Nono. Warum der Suizid? "Sie wollte den Tod ihres Augensterns nicht erleben." Dann verhungert Ingeborgs Vater.

Sie erblüht zur verführerischen Schönheit, heiratet einen Bauernsohn. Den sie bald nicht mehr ertragen kann. Sie flieht, geht ihm aus dem Weg, reist. Das Schicksal will es, dass der Bauernsohn und Ingeborg am Ende auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet sind - im Doppelzimmer eines Pflegeheims. Nach einem Schlaganfall kann Ingeborg sich nicht mehr bewegen. Ihr Mann hat durch Herzinfarkt mit Sauerstoffentzug seinen Verstand verloren. Er brabbelt. Immer. "Wenn sie die Augen schloss, wurde es dunkel. Sie sah nichts. Ihr Mann redete ununterbrochen, doch die Ohren konnte sie nicht schließen." Das ist das bittere Ende der Geschichte. Irgendwie aber auch komisch. Bitter-komisch.

Ziemlich abgedreht, aber äußerst unterhaltsam und wahr kommt die Geschichte "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat" daher. Dieser merkwürdige Satz soll der erste gewesen sein, der jemals durch ein Telefon gesprochen wurde. Und ums Telefonieren geht es auch in der Erzählung. Er - früher Schauspieler, jetzt Werbetexter, und sie - Naturheilkundlerin für Tiere - sind durch ihre Berufe oft getrennt. Jeden Abend telefonieren sie - bis eines Tages die Worte fehlen, einfach nicht mehr fließen wollen. Weil sie sich nichts mehr zu sagen haben. Schrecklich sowas. Passiert aber.

Viktor Nono: Von der Vergeblichkeit der Liebesmüh; Diotima Verlag, Wuppertal; ISBN: 078-3-945315-11-8, 140 Seiten, Umschlag und Illustrationen vom Autor; www.diotimaverlag.de

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