Mönchengladbach Landtag: CDU setzt auf Boss und Klenner

Mönchengladbach · Sie können es beide auf direktem Wege schaffen: Frank Boss (55) und Jochen Klenner (38) sind seit gestern Abend die CDU-Kandidaten für die Landtagswahl. Ihre Wahl machte auch deutlich: Frauen haben es nicht leicht in Gladbachs CDU.

 Der Plenarsaal im Düsseldorfer Landtag - das Landesparlament wird im kommenden Jahr neu gewählt. Frank Boss und Jochen Klenner (beide CDU) wollen dabei sein.

Der Plenarsaal im Düsseldorfer Landtag - das Landesparlament wird im kommenden Jahr neu gewählt. Frank Boss und Jochen Klenner (beide CDU) wollen dabei sein.

Foto: Landtag NRW

Wer vor der Mitgliederversammlung mit CDU-Parteiangehörigen über ihre Favoriten bei der Kür der Landtagskandidaten sprach, hörte immer zwei Namen: Frank Boss (55) für den Süden der Stadt, Jochen Klenner (38) für den Norden. Sie machten gestern Abend auch das Rennen: Beide hatten einen deutlichem Vorsprung, beide imponierten mit guten Reden, beide kamen gut rüber. Und beide stehen für die Hoffnung der Christdemokraten, bei der Landtagswahl im Mai nächsten Jahres die Gladbacher Wahlkreise 49 und 50 direkt zu holen.

 Sie traten gestern für die CDU an (v.l.): Annette Bonin, Frank Boss, Petra Heinen-Dauber, Jochen Klenner und Martin Heinen.

Sie traten gestern für die CDU an (v.l.): Annette Bonin, Frank Boss, Petra Heinen-Dauber, Jochen Klenner und Martin Heinen.

Foto: Jörg Knappe

Und trotzdem gab es Überraschungen. So zum Beispiel die Tatsache, dass bei der CDU gleich fünf Bewerber ins Rennen gingen, von denen kein einziger enttäuschte. Im Gegenteil: Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber, die im Süden gegen Boss verlor und im Vorfeld als klare Außenseiterin galt, präsentierte sich als einfühlsame Rednerin, die mit ihrem klaren Bekenntnis zu christdemokratischen Werten in der Bildungs- und Familienpolitik mehrfach großen Beifall erhielt. Und manches CDU-Mitglied sprach es hinter vorgehaltener Hand aus: Wenn sich viele der erschienenen mehr als 260 Mitglieder (von rund 1600) nicht schon vorher offenbar auf Boss festgelegt hätten, wäre sie von der Art ihres Auftretens eine gute Landtags-Kandidatin gewesen.

Aber auch das wurde gestern wieder deutlich: Frauen haben es schwer, an die Spitze der Gladbacher CDU zu gelangen. Da erscheint die Partei bei der Besetzung von vorderen Plätzen bei Landtags- und Bundestagswahlen auf Männer fixiert zu sein. Annette Bonin (54), die im Norden gemeinsam mit Martin Heinen (33) gegen Klenner antrat, warb gleich im ersten Satz ihrer Rede für den Schritt: "Sie haben die historische Chance, in Mönchengladbach zum ersten Mal eine Kandidatin für die CDU in den Landtag zu schicken."

Es blieb ein frommer Wunsch: Am Ende votierten "nur" 33 Mitglieder für die Architektin. An ihr wurde aber auch deutlich: Ihre Forderungen zu Stadt- und Regionalplanung, für ein NRW-Masterplanprojekt und eine schnelle Beendigung des Braunkohletagebaus sind zweifellos wichtige Themen. Aber bei Wahlveranstaltungen braucht es Emotionalität - da wirkte Bonin zumindest gestern Abend zu kühl, zu distanziert. Immerhin punktete sie mit zwei plakativen Aussagen: Der Forderung "Landesmutter Hannelore Kraft das Sorgerecht für NRW zu entziehen" und eine klare Positionierung zur AfD: "Sie ist nicht das Volk, aber die CDU ist eine Volkspartei." Für Heinen, der vor allem auf den Zuspruch der Jungen Union baute, kommt die Kandidatur zu früh. Der gute Redner hat gestern eine Niederlage einstecken müssen. Aber: Am Freitag heiratet er standesamtlich, am Samstag kirchlich. Die Woche geht gut für ihn aus.

Boss, der es mit Hans-Willi Körfges (SPD) zu tun bekommt, und Klenner (gegen Tillmann, SPD) haben gute Chancen, es auf direktem Wege in den Landtag zu schaffen. CDU-Kreisgeschäftsführer Klenner ist mit 38 Jahren vergleichsweise jung und könnte langfristig für die CDU im Norden zu einer Bank werden. Ex-Fußballer Boss ist ein politisches Schlachtross, der nicht immer unumstritten war, aber aus Niederlagen gelernt hat und danach stärker zurückkam. Beide punkteten, weil sie vor allem NRW-Innenminister Jäger (SPD) angriffen und mehr für innere Sicherheit tun wollen.

(RP)
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