Mönchengladbach Lau-Prozess: Auch die Familie schweigt

Mönchengladbach · Sowohl die Ehefrau als auch die Schwiegermutter und die Mutter von Sven Lau verweigerten die Aussage. So ließ das Oberlandesgericht gestern ein einstündiges Youtube-Video abspielen, in dem Lau seinen Weg zum Islam erzählt.

Fotos: Islamist Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf
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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Auch der zweite Prozesstag gegen den Mönchengladbacher Salafisten-Prediger Sven Lau vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht war von Schweigen geprägt - neben dem Angeklagten beriefen sich auch seine Mutter (54), Ehefrau (38) und Schwiegermutter (63) auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Die Ehefrau Laus trug schwarzes Tuch von Kopf bis Fuß, die Schwiegermutter war komplett in grau gehüllt. Laus Mutter hingegen erschien im Sommerkleid.

An die Adresse der Schwiegermutter waren laut Anklage die Nachtsichtgeräte geliefert worden, die dann bei der islamistischen Terrormiliz Jamwa gelandet sein sollen. Der Vorsitzende Richter belehrte die Schwiegermutter, sie müsse sich nicht selbst belasten. Das Oberlandesgericht wollte sich mit den Zeuginnen aus dem persönlichen Umfeld unter anderem ein Bild vom Werdegang des 35-Jährigen verschaffen. Die Zeugenbefragung begann gestern mit einer halbstündigen Verspätung, weil die Frauen zunächst zum falschen Gerichtsgebäude gefahren waren.

Weil Lau auch zu seiner Biografie schweigt, führte das Gericht gestern sein gut einstündiges Youtube-Video "Mein Weg zum Islam" vor, um sich ein Bild von Laus Werdegang zu machen. In dem Video erklärt Lau, wie er auf der Suche nach dem Sinn des Lebens zum Islam gefunden habe. Zuvor sei er spielsüchtig gewesen, Kiffer und als Fan von Werder Bremen Anhänger der "Ersatzreligion" Fußball. Die Antworten seiner Mutter und seiner Oma auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hätten ihn eher beunruhigt als zufrieden gestellt. Mit dem Tod soll alles vorbei sein, hätten ihm die Mutter und die Oma erklärt.

Er sei in einer katholischen Familie aufgewachsen, hört man in dem großen Gerichtssaal die Stimme des Mönchengladbachers in dem Video. Aber den sonntäglichen Kirchgang habe er nicht ernst genommen. "Die Messdiener haben wir ausgelacht", erinnerte sich der Angeklagte an die Kindheit. Zur Kommunion bekam man Geschenke. Ein muslimischer Arbeitskollege habe schließlich sein Interesse am Islam geweckt. Der Mann sei sehr beliebt gewesen und habe mit allen immer alles geteilt. Doch er selbst sei immer wieder in Schwächephasen gefallen, habe Alkohol getrunken und sich für Mädchen interessiert. Dann habe ihm Allah ein Zeichen gegeben, sich zu ändern. Er habe wieder angefangen, fünfmal am Tag zu beten. Und er habe Männer aus der Moschee kennengelernt, sich mit denen in der Altstadt getroffen und über den Islam geredet. "Ich war der deutsche Moslem", so Sven Lau in seinem Video. Einer nach dem anderen habe angefangen, einen Bart zu tragen, erinnerte er sich. Der Islam sei für ihn der wahre Glaube, ist sich der Salafistenprediger am Ende sicher.

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Das ist Sven Lau

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Foto: Raupold

Die Bundesanwaltschaft wirft Lau vor, die islamistische Terrormiliz Jamwa im Ausland unterstützt zu haben. Dafür sieht der Gesetzgeber im Einzelfall eine zehnjährige Haftstrafe vor. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat bereits den Hinweis erteilt, dass er sogar als Terrorist verurteilt werden könnte.

Lau soll zwei Islamisten aus Deutschland nach Syrien in die Reihen der Jamwa vermittelt haben. Neben den Nachtsichtgeräten soll er die Miliz auch mit Geld unterstützt haben. Ihm drohen dafür bis zu 15 Jahre Haft. Das Gericht hat für das Verfahren 30 Verhandlungstage bis Januar 2017 angesetzt.

Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber fragte Lau, warum sich seine drei Wahlverteidiger im Prozess bislang nicht hätten blicken lassen: "Was mich stutzig macht: das keiner kommt." Lau kündigte an, er werde sich dazu schriftlich äußern. Lau hat insgesamt fünf Verteidiger, davon zwei Pflichtverteidiger.

(RP)
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