Mönchengladbach Lautstarker Protest gegen das Kriz

Mönchengladbach · In der Wickrather Bürgerversammlung sollte über das Kriseninterventionszentrum (Kriz) informiert werden, das demnächst von der Kyffhäuserstraße zur Trompeterallee ziehen soll. Den Vertretern des Betreibers Schloss Dilborn schlug unverholene Ablehnung entgegen.

Schon nach wenigen Minuten sah es so aus, als müsse die Veranstaltung abgebrochen werden. Mit Transparenten und Plakaten hatten viele der mehr als 600 Besucher der Bürgerversammlung von vorneherein deutlich gemacht, warum sie in die Adolf-Kempken-Halle gekommen waren – sie wollten protestieren. "Kein Kriz" stand da zu lesen und "Wir wollen keine Kriminellen in Wickrath". Die Betreiber des Projekts "Schloss Dilborn – Die Jugendhilfe" hatten zur Informationsversammlung über den geplanten Umzug des Kriz (Kriseninterventionszentrum) von der Kyffhäuserstraße nach Wickrath eingeladen. Mit ihrem Versuch, den Stand der Planungen sachlich vorzutragen, kamen sie nur schwer durch. Immer wieder wurden sie mit lautstarken Buh-Rufen und Beschimpfungen unterbrochen.

Applaus und Sprechchöre

Dr. Rüdiger Schmitz vom gleichnamigen Ingenieurbüro hatte kaum eine Chance, das geplante Gebäude auf dem Grundstück an der Trompeterallee vorzustellen. Jeder Zwischenruf allerdings wurde mit anhaltendem Applaus und Sprechchören belohnt. Hans-Jürgen Kersting, der Leiter des Kriz in Mönchengladbach, wusste schnell: "Es wird schwer sein, Ihnen heute Abend Ihre Ängste zu nehmen." Er versuchte es dennoch. "Unsere Jugendeinrichtung wird vom Jugendamt, nicht von der Justiz belegt." Das Kriz stehe nicht für Strafe, sondern für Jugendhilfe. "Wir betreuen Kinder von Polizisten, Lehrern und Politikern – jede Familie kann es treffen", sagte Kersting. "Ich selber würde auch gern in einer Gesellschaft leben, in der solch eine Einrichtung wie das Kriz nicht nötig wäre."

Bezirksvorsteher Arno Oellers (CDU) beschwichtigte: "Eine Jugendeinrichtung wie das Kriz ist nötig. Über den Ort muss man möglicherweise noch einmal nachdenken." Und er kritisierte, dass die Bezirksvertreung West viel zu spät über die Umzugspläne informiert worden sei. "Wir haben erst Ende September davon erfahren. Die Planungen laufen aber schon seit einem Jahr." Dem widersprach der Leiter von "Schloss Dilborn", Guido Royé : "Die Entscheidung für Wickrath fällt nicht hier und heute. Es ist noch nichts passiert."

Hans-Jürgen Kersting betonte, die Erfolgsquote bei der Resozialisierung der Jugendlichen im Kriz sei außerordentlich hoch. Die Bürger waren nicht zu besänftigen. Ihre Wut schrie, stellvertretend für viele, einer der Zuhörer heraus: "Wir sind nicht der Mülleimer von Gladbach." Bis zum Ende der Veranstaltung blieb die Stimmung explosiv.

(RP)
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