Grausiger Fund in Mönchengladbach Toter hing wochenlang im Baum

Mönchengladbach · Rätselhafter Leichenfund mitten in einem Mönchengladbacher Wohngebiet: Spaziergänger entdeckten bereits Ende April einen Toten, der in mehreren Metern Höhe in einem Baum hing. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet.

 In diesem Baum wurde die Leiche gefunden. Für die Bergung mussten die vorderen Äste entfernt werden.

In diesem Baum wurde die Leiche gefunden. Für die Bergung mussten die vorderen Äste entfernt werden.

Foto: Sabine Kricke

Ein rätselhafter Leichenfund beschäftigt seit gut einer Woche Polizei und Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach. Mitten in einem Wohngebiet im Norden der Stadt wurde bereits am vorvergangenen Samstag eine Leiche entdeckt, die meterhoch in einem Baum hing. Da die Mumifizierung des Leichnams fortgeschritten ist, gehen die Ermittler derzeit davon aus, dass der Tod bereits vor einiger Zeit eingetreten ist.

Dieses Bild vom Leichenfundort veröffentlichte die Polizei um zu zeigen, wie schlecht der Tote im Hintergrund zu erkennen ist.

Dieses Bild vom Leichenfundort veröffentlichte die Polizei um zu zeigen, wie schlecht der Tote im Hintergrund zu erkennen ist.

Foto: Polizei MG

Sehr wahrscheinlich befand sich der Leichnam mehrere Wochen, womöglich sogar Monate unentdeckt in dem Baum mitten in einem gut situierten und belebten Mönchengladbacher Wohngebiet. "Bisher können wir nur Vermutungen anstellen. Beim Zustand der Leiche kommt es auch auf die Witterung und das Mikroklima an", sagte der ermittelnde Staatsanwalt Stefan Lingens am Montag unserer Redaktion.

Noch ist nicht klar, ob der Fund im Zusammenhang mit einem Verbrechen steht. Bisher gebe es keine Anzeichen für ein Tötungsdelikt, sagte Staatsanwalt Lingens. Die genauen Todesumstände soll eine Obduktion klären, die für Dienstag vorgesehen ist. Wenn das endgültige Ergebnis der Rechtsmediziner vorliegt, soll auch klar sein, um wen es sich bei dem Toten handelt. Bisher gehen die Ermittler von einem "jungen Mann" aus. Näheres zur Identität und zum Alter sollen ein DNA-Abgleich und der Zahnstatus des Mannes klären. Eine Vermisstenmeldung konnten die Ermittler dem Toten bisher nicht zuordnen. "Wenn die Obduktion ergibt, dass es sich um einen natürlichen Tod oder einen Suizid handelt, werden die Ermittlungen schnell am Ende sein", sagte Lingens.

Wie es dazu kam, dass die Leiche über einen langen Zeitraum unentdeckt in einem Baum auf einem bewohnten Privatgrundstück hing, und wie sie dort hinauf kam, ist noch offen. Derzeit spreche einiges dafür, dass der Mann dort hochgeklettert sei, sagte Staatsanwalt Lingens. Kurios sind auch die Umstände, unter denen die Leiche dort am 29. April entdeckt wurde: Spaziergänger, die in der Nähe wohnen, meldeten sich bei der Polizei und gaben den Hinweis, dort hinge wohl eine Puppe im Baum. Erst die Beamten vor Ort stellten fest, dass es sich bei dem grausigen Fund keineswegs um eine Puppe, sondern um die Überreste eines Toten handelt. Die Feuerwehr half bei der Bergung der Leiche.

 Die Leiche wurde in einem Wohngebiet im Norden von Mönchengladbach gefunden.

Die Leiche wurde in einem Wohngebiet im Norden von Mönchengladbach gefunden.

Foto: Grafik: Vera Weber

Ein Leichenfund in einem Baum ist zwar sehr selten, für den für Kapitaldelikte zuständigen Staatsanwalt Stefan Lingens war dieser Fall auch etwas Neues. Allerdings ist der letzte ähnliche Fall, der bekannt wurde, noch gar nicht so lange her: Im Februar dieses Jahres war in Eschweiler die Leiche eines 31 Jahre alten Mannes in einem Baum entdeckt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Aachen hing der leblose Körper direkt gegenüber der Eschweiler Gesamtschule.

Die Aachener Staatsanwaltschaft ging in diesem Fall von einem Suizid aus. Für Aufsehen sorgte im Jahr 2009 der Fund eines Leichnams auf einem Baum in einem Waldgebiet im Landkreis Landshut in Niederbayern. Der Tote hatte im Jahr 1980 Suizid begangen und anschließend fast 29 Jahre in einer Höhe von elf Metern in dem Baum gehangen. Ein Spaziergänger fand die Überreste, die erst per DNA-Überprüfung identifiziert werden konnten.

Der Fundort in Mönchengladbacher befindet sich auf einem Privatgrundstück in einer durchaus belebten Gegend mit Grundschule, Kindergarten und Sportanlage in der Nähe. Allerdings ist die Stelle von der Straße aus praktisch kaum einzusehen. Auch die Bewohner des Grundstücks, ein älteres Ehepaar, hatten die ganze Zeit über offenbar nicht bemerkt, was dort im Baum in ihrem Garten hing.

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