Mönchengladbach Lernförderung erreicht die Schüler

Mönchengladbach · Mit dem Geld aus dem Bildungspakt wird Nachhilfeunterricht für Kinder aus sozial schwachen Familien finanziert.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2012 beantragten 419 Eltern den mit Bundesmitteln bezahlten Nachhilfeunterricht für ihre Kinder, 2013 waren es schon rund 1000 Anträge und im laufenden Jahr liegen bereits 1500 Anträge vor. Das zeigt: das bürokratische Monster Bildungs- und Teilhabegesetz ist im Bereich der gut gemeinten, aber schwer umzusetzenden Lernförderung gebändigt. Die Gelder erreichen langsam ihr Ziel. In Mönchengladbach trägt dazu eine erfolgreiche Kooperation der Stadt mit den drei großen Bildungsträgern VHS, Awo und Familienbildungsstätte bei.

Seit 2011 haben sozial schwache Familien, die Leistungen wie Hartz IV beziehen, die Möglichkeit, nicht nur Vereinsmitgliedschaften oder den Musikschulbesuch ihrer Kinder mit Mitteln aus dem Bildungspakt finanzieren zu lassen, sondern auch Nachhilfeunterricht. "Das war zu Beginn sehr kompliziert", gibt Schuldezernent Dr. Gert Fischer zu. "Aber wir sind zum Erfolg verdammt, wenn wir bessere Bildungsergebnisse für Kinder aus sozial schwachen Familien erreichen wollen."

Die Eltern mussten anfangs Anträge für den inzwischen in Lernförderung umgetauften Nachhilfeunterricht stellen, aber die Hemmschwelle war offensichtlich sehr groß, die Resonanz gering. Vielleicht war den Eltern der Aufwand zu groß, vielleicht waren sie der deutschen Sprache nicht mächtig, vielleicht wussten sie nicht genügend Bescheid.

Die Gründe mögen vielfältig sein, aber das Ergebnis war eindeutig: Die Lernförderung wurde nicht in gewünschtem Maße in Anspruch genommen. Also musste ein neuer Ansatz her. Um den Zugang zu erleichtern und die Kinder, für die aufgrund ihrer schwachen Leistungen Lernförderung wichtig ist, zu erreichen, suchte sich die Stadt erfahrene Kooperationspartner, nämlich die Volkshochschule, das Bildungswerk der Generationen der Arbeiterwohlfahrt und die Familienbildungsstätte. Mit diesen Bildungsträgern wurde das Angebot vor einem Jahr in die Schulen gebracht, also dorthin, wo die Kinder ohnehin sind. Die Eltern müssen zwar nach wie vor den Antrag stellen, werden aber von den Schulen auf das Angebot aufmerksam gemacht und von den Fachkräften der Bildungseinrichtungen beim Antragstellen betreut.

Für die Kinder sind die Wege kurz: der Nachhilfeunterricht, der einmal pro Woche eine Doppelstunde umfasst, findet im Rahmen des offenen Ganztags an den Schulen statt. Die Kinder sind vor Ort und kennen sich aus. Die Lernförderung findet in kleinen Gruppen von bis zu fünf Schülern statt, schwerpunktmäßig in den Problemfächern Deutsch und Mathe, aber, wenn notwendig, auch in anderen Fächern, die zur Erreichung des Lernziels relevant sind. In 26 Schulen im Stadtgebiet von der Grundschule über die Haupt- und Realschulen bis hin zur Gesamtschule ist dieses Angebot bereits etabliert, weitere kommen hinzu. 270 000 Euro sind im vergangenen Jahr in die Lernförderung geflossen, dieses Jahr kann es doppelt so viel werden. "Der Topf ist nicht gedeckelt", versichert Willi Houben, beim Fachbereich Soziales zuständig für das Projekt. "Die Familien haben einen Rechtsanspruch auf die Lernförderung, wenn die Schule sie befürwortet."

Der Nachhilfeunterricht im Schulgebäude steht auch Kindern offen, deren Eltern das Zusatzangebot selbst bezahlen. "In einer Schule haben wir zu einem Viertel Selbstzahler", stellt Andrea Hagemann von der Volkshochschule fest. Die Nachfrage nach dem Nachhilfeunterricht ist so groß, dass den Anbietern die Lehrer ausgehen: alle Bildungseinrichtungen suchen Lehrkräfte für die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch.

(arie)
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