Mönchengladbach Liebe und HipHop - Theater fürs Leben

Mönchengladbach · Zum vierten Mal gibt es das Projekt "JobAct" in Mönchengladbach: 19 Arbeit suchende Jugendliche bilden eine Gruppe, die 25 Stunden in der Woche Theater spielt. Selbsterfahrung inklusive. Seit vier Monaten. Als Maßnahme des Jobcenters.

 Im Jugendzentrum "Jukomm" (Step) stellten die jungen Teilnehmer des Projekts "JobAct" der Jobcenter Mönchengladbach, Krefeld, Neuss und Viersen gestern Szenen des Schauspiels "Wie meinst du das?" vor.

Im Jugendzentrum "Jukomm" (Step) stellten die jungen Teilnehmer des Projekts "JobAct" der Jobcenter Mönchengladbach, Krefeld, Neuss und Viersen gestern Szenen des Schauspiels "Wie meinst du das?" vor.

Foto: Isabella Raupold

Sie machen Front, stehen wie eine Wand zusammen vor dem Publikum. "Lach doch!" schreit eine, "ich will alles anders" eine andere. Jeder der 19 Jugendlichen kommt an die Reihe. Mit wenigen Worten wirft jeder ein Schlaglicht auf seine Welt aus Liebe, Locken, Hiphop und all den Themen, die das Leben prägen. Es ist eine Welt der Unsicherheit, der Sehnsucht nach Anerkennung. Die Jugendlichen sind ohne Arbeit, nach Schule oder Ausbildung, auch nach frühem Scheitern. Alle sind beim Jobcenter gelandet. Und jetzt stehen sie da auf der Bühne im Jugendzentrum Step und powern selbstbewusst und von der Gruppe getragen ihre Rolle in den Saal.

"Mir fällt es viel leichter, öffentlich zu sprechen", sagt nach der kurzen Kostprobe aus einem fast zweistündigen Theaterstück Lars Niggemann aus Mönchengladbach. Der gelernte Kfz-Mechaniker hat nach der Lehre keinen Job gekriegt, auf der Bühne hat er das Auftreten eines Machers. Stefanie Koch sagt von sich, sie sei in den letzten vier Monaten "viel selbstbewusster" geworden, sie gehe aus sich raus und habe endlich auch eine neue berufliche Perspektive. Sie erzieht allein eine zweijährige Tochter, ist jetzt endlich wieder unter Leuten und hat ein neues Ziel: Theaterpädagogin werden. 19 junge Leute, 19 Schicksale. Und die reichen von Orientierungslosigkeit nach dem Abi bis zu Schulabbruch und Drogenkarriere.

"Jeder hat seine Persönlichkeit, sein eigenes Strahlen. Wir entdecken das nur wieder", sagt Theresa Sokolowski von der "Projektfabrik", die das Projekt JobAct im Auftrag der Jobcenter Mönchengladbach, Viersen, Neuss und Krefeld als Theater- und Sozialpädagogin leitet. Ihre Emotionen, ihre Power schweißt jetzt schon zum vierten Mal eine Gruppe zusammen, mit dem Ziel, die jungen Leute in Arbeit zu bringen. Das Theaterspielen ist der erste Teil des zehnmonatigen Projekts, dem sich die Jugendlichen verpflichtet haben.

Die Premiere am 16. März in der Waldorfschule ist die erste große Etappe auf diesem Weg. Fünf Stunden werktäglich trifft die Gruppe zusammen. Vier Tage Theater, ein Tag Bewerbungstraining. Bis zur Premiere. Dann beginnen fünf Monate Praktikum. In Betrieben, mit wöchentlichem Feedbacktreffen. Bei Susanne Wartmann vom Jobcenter MG laufen die administrativen Fäden zusammen, sie betreut den Großteil der Jugendlichen persönlich und hält den Kontakt zu Kollegen in den Nachbarstädten. Erstmals in der vierjährigen Geschichte ist auch das Jobcenter Viersen mit fünf Teilnehmern dabei. Wartmann: "Eines unserer wichtigsten Ziele ist es, die Persönlichkeit der Jugendlichen weiterzuentwickeln. Und bei dem Theaterprojekt sind die Erfolge außerordentlich. Diese Erfahrung wird ihnen in der Berufswelt auf jeden Fall zugute kommen."

"Wie meinst Du das?" ist der Titel des Theaterstücks, zu dem die Gruppe auch eigene Texte entwickelt hat. Vor allem aber haben die Jugendlichen getanzt. Vom Rap bis zu akrobatischen Einlagen reichen die Bewegungselemente, wobei die Gruppe perfekt harmonieren muss. So ist es kein Wunder, dass alle Jugendlichen das Wort "Teamarbeit" auf der Zunge führen, wenn es darum geht, ihre Erfahrungen mit JobAct zu beschreiben.

(ark)
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