Mönchengladbach Liebesgeschichte der anderen Art
Mönchengladbach · Die Mönchengladbacher Autorin Barbara Corsten hat ihren zweiten Liebesroman veröffentlicht. In "Der Klippenspringer" schildert sie die Geschichte eines jungen Homosexuellen, der vom Dorf in die große Stadt zieht.
Ante ist ein hübscher, für einen Mann außergewöhnlich filigran gebauter Mann. Das reicht offenbar, um ihn zum Mobbingopfer seiner raubeinigen Kumpel in einem Fischerdorf an der Dalmatinischen Küste zu stempeln. Ante wird geschlagen und auf andere, ebenso brutale Art drangsaliert. Vielleicht, weil die anderen Jungs spüren, dass er anders ist als sie.
Das merkt Ante selbst, als er dem sportlichen Kristijan begegnet, der regelmäßig von einem Felsvorsprung aus ins Meer springt - als Touristenattraktion. Ante riskiert einen solchen Sprung, nachdem seine Widersacher ihn als Feigling beleidigt haben. Ein lebensgefährlicher Fehler, Ante überlebt die Aktion als völlig Untrainierter nur knapp. Danach kümmert sich Kristijan um den Schwerverletzten - die beiden werden ein Paar.
Die Geschichte des Ante Juric hat sich die 53-jährige Mönchengladbacher Autorin Barbara Corsten einfallen lassen. "Mein Roman ,Der Klippenspringer' steht dem Genre Gay Romance nahe", erläutert Corsten. Die Mutter dreier Töchter legt Wert darauf, dass der Inhalt der in Kroatien spielenden Erzählung nicht auf eigenen Erlebnissen fußt. "Es ist Fiktion", sagt die 53-Jährige, die zuletzt bei der Telekom gearbeitet hat. "Ich schreibe einfach gern Liebesgeschichten", ergänzt sie, und stellt fest: "Der Liebe ist es gleich, wer wen liebt." Sie habe versucht, sich in die Gefühlswelt von Homosexuellen hineinzuversetzen, zumal sie mehrere schwule Bekannte habe, eine Verwandte sei Lesbe.
Der 388 Seiten lange Roman dokumentiert ausgeprägtes Einfühlungsvermögen der Autorin auf die Beziehung schwuler Paare. Dabei schildert Corsten, die 2015 ihren Erstling, "Trust - eine Frage des Vertrauens", veröffentlichte, in drastischen Szenarien die verzweiflungsvolle Lage eines jungen, verwirrten Mannes, dessen stabilstes Grundgefühl der Fluchtinstinkt ist. Stets in Gefahr, misshandelt zu werden, erscheint die Titelfigur als zum Leiden verdammter Getriebener.
Umso packender ist zu lesen, wie Ante sich allmählich emanzipiert, wie er nach dem Umzug mit seiner Mutter in die Hauptstadt Zagreb endlich Freunde und Vertraute findet, die es gut mit ihm meinen und ihn nicht als Objekt oder Opfer betrachten. Und Ante findet dank der Hilfe eines Gönners einen Job - als Fotomodell.
"Die Handlung ist aus einer Kurzgeschichte hervorgegangen, die ich im Internet veröffentlicht habe", sagt Barbara Corsten. "Danach haben sich viele Leute gemeldet und verlangt, ich solle schreiben, wie es weitergeht mit Ante", erzählt die Autorin, die vor Jahren über einen Schreibkursus der Kollegin Sigrid Strohschen in Viersen auf den literarischen Geschmack kam. "Sigrid verdanke ich außerordentlich viel", betont Corsten. Kritik, dass sie in ihrem Liebesroman sexuelle Begegnungen sehr konkret beschreibt, lässt sie nicht gelten. "Das würde in einem Roman, in dem Heterosexuelle im Mittelpunkt stehen, gar nicht auffallen", begründet sie ihre Entscheidung und fordert Toleranz ein. "Mein Wunsch ist, dass manche Leser sich dabei erwischen, dass sie in Schubladen denken", sagt sie.
Ihr nächster Roman, eine Fortsetzung des "Klippenspringers", ist schon in Arbeit. "Ich stelle darin zwei Nebenakteure, den Fotografen Richard und seinen Freund Miro, in den Mittelpunkt", informiert die Autorin.
Barbara Corsten: Der Klippenspringer. Dead Soft Verlag, Mettingen; ISBN: 978-3-96089-053-9 (Print); 978-3-96089-054-6 (E-Book). Paperback-Ausgabe: 13,95 Euro; E-Pub 5,99 Euro.
