Mönchengladbach Lkw-Verkehr auf Einkaufsmeile

Mönchengladbach · Beim Abriss des Stadttheaters werden täglich bis zu 100 Baufahrzeuge über die Hindenburgstraße fahren – weil eine Ausschreibung fehlschlug. Einzelhändler sind erzürnt, weil die Stadt sie darüber nicht rechtzeitig informiert hat.

Masterplan: Gladbach soll grüner werden
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Beim Abriss des Stadttheaters werden täglich bis zu 100 Baufahrzeuge über die Hindenburgstraße fahren — weil eine Ausschreibung fehlschlug. Einzelhändler sind erzürnt, weil die Stadt sie darüber nicht rechtzeitig informiert hat.

"Bedauerlich", "zähneknirschend", "katastrophal": Worte des Missfallens machten gestern die Runde, nachdem bekannt geworden war, dass der Baustellenverkehr für den Abbruch des Stadttheaters anders als geplant zu einem Großteil über die Hindenburgstraße abgewickelt werden muss.

Bis zu 100 Lkw täglich würden sich damit zu den Hunderten von Bussen gesellen, die die Straße ohnehin befahren. Der Grund: Die Steinmetzstraße kann nicht rechtzeitig umgebaut werden, weil sich auf die Ausschreibung kein einziges Unternehmen meldete. Dies war intern bereits bekannt gewesen, allerdings seitens der Stadt noch nicht an die Händler kommuniziert worden. Gestern nun drang die Information über die Linkspartei an die Öffentlichkeit — nicht nur für das Citymanagement ein "Kommunikationsdesaster".

Ein 1,2-Millionen-Euro-Auftrag, für den sich keine einzige Baufirma interessiert? "Das hat selbst unsere erfahrensten Fachleute verwundert", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Eigentlich sollte an der Steinmetzstraße bereits gearbeitet werden: Laut Planung sollte sie von Juli bis November mit einer Extraspur versehen werden, um den Baustellenverkehr aufnehmen zu können.

Die gute Auftragslage für Baufirmen in den Ferien, den kurzfristigen Baubeginn — obwohl man alle Fristen eingehalten habe, so Speen — und die "Sensibilität" der Baustelle führt der Sprecher als mögliche Erklärungen an. Nun soll eine beschränkte Ausschreibung Erfolge bringen: "Wir sprechen jetzt von uns aus Firmen an, von denen wir glauben, dass sie die Aufgabe bewältigen können." Klar ist aber dennoch: "Das bringt Druck in den Zeitplan." Denn Anfang August will Arcaden-Investor Mfi mit dem Abbruch des Stadttheaters beginnen.

"Für die Händler ist das katastrophal", sagt Einzelhandels-Sprecher Eduard Felzen. Händler Cornelius Küppers bestätigt: "Die Lärm- und Schmutzbelastung durch monatelangen Verkehr der Baustellen-Großfahrzeuge im Zehn-Minuten-Takt wäre unzumutbar und würde die Geschäftstätigkeit in der gesamten Innenstadt stark schädigen."

Es gelte nun, Schadensbegrenzung zu betreiben, so Felzen. "Man muss beispielsweise sicherstellen, dass es keine Rückstaus gibt." Man nehme die neuen Entwicklungen "zähneknirschend" zur Kenntnis, sagt Stefan Wimmers vom Citymanagement. "Und wir hoffen, dass wenigstens die Lösung, nach der die Lkw nur bis 12 Uhr auf der Hindenburgstraße fahren dürfen, klappt."

"Details sind uns noch nicht bekannt. Wir sind über diese Entwicklung sehr überrascht", heißt es vielsagend in einem Schreiben, dass die IHK gestern eilig an Händler verschickte — um damit den Kommunikations-Lapsus der Stadt wenigstens etwas abzufedern. Denn diese habe es versäumt, die Händler wie vereinbart rechtzeitig über die neue Lage zu informieren, so Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers. "Das ist die zweite Kommunikationspanne nach dem Bombenfund.

Eine dritte darf es nicht geben." Schiffers forderte gestern die Einrichtung einer zentralen Stabsstelle bei der Stadt, wo alle Kommunikationsfäden zusammenlaufen: "Ich habe den Eindruck, dass die Verwaltung noch nicht die Strukturen geschaffen hat, um ein Bauvorhaben wie die Arcaden zu bewältigen." Bei Mfi selbst hielt man sich zurück. "Das ist nicht schön für uns, aber es ist Sache der Stadt. Wir müssen uns darauf einstellen", kommentierte Projektmanager Carsten Faust den Ausschreibungs-Flop.

(RP/rl/top)
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