Mönchengladbach Magische Kugeln und kein Happy-End

Mönchengladbach · Am Theater kommt am Freitag das Musical "The Black Rider" heraus. Das Stück fußt auf Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz". Frank Matthus führt Regie, die musikalische Leitung der "Kill-Young-Devils-Band" hat Jochen Kilian.

 Wilhelm (Paul Steinbach, li.) ist kein guter Schütze, aber Stelzfuß (Adrian Linke) verspricht ihm, mit verzauberten Kugeln beim Schießwettkampf zu helfen.

Wilhelm (Paul Steinbach, li.) ist kein guter Schütze, aber Stelzfuß (Adrian Linke) verspricht ihm, mit verzauberten Kugeln beim Schießwettkampf zu helfen.

Foto: © Matthias Stutte

Der Plot der Geschichte ist schnell erzählt: Wilhelm hat das Herz der Försterstochter Käthchen gewonnen, nicht aber die väterliche Zustimmung. Dafür müsste er mit dem Gewehr umgehen können. Doch der brave Buchhalter Wilhelm trifft aus fünf Metern Entfernung kein Garagentor. In seiner Liebesnot lässt er sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein, der ihm sieben magische Kugeln überlässt, die ihr anvisiertes Ziel nie verfehlen. Doch das geht nicht gut, denn die siebte Kugel wird vom Teufel selbst gelenkt und trifft Käthchen. Opernfreunde kennen diese Geschichte in der Vertonung von Carl Maria von Weber als "Der Freischütz", allerdings mit Happy-End. In einer Soiree im Studio des Theaters stellten Dramaturg Martin Vöhringer und Regisseur Frank Matthus die Musical-Version "The Black Rider" von Tom Waits, Robert Wilson und William Burroughs vor.

 Käthchen (Henrike Hahn) und Stelzfuß (Adrian Linke)

Käthchen (Henrike Hahn) und Stelzfuß (Adrian Linke)

Foto: Matthias Stutte

"In einem trostlosen Steakhouse in Hamburg im Winter des Jahres 1986 beginnt die Geschichte von ,The Black Rider'", weiß Vöhringer. Für Regisseur Robert Wilson war eine Inszenierung von "König Lear" am Thalia-Theater geplatzt. Beim Abendessen äußert er gegenüber dem Intendanten Jürgen Flimm den Plan, statt dessen ein Country-and-Western-Musical auf die Bühne zu bringen. Als Komponisten holt man sich den Songwriter Tom Waits. Beat-Generation-Autor William S. Burroughs textet anhand der Vorlage des Freischütz-Librettos, einer Erzählung aus einem Gespensterbuch des 19. Jahrhunderts. Die Uraufführung wird ein Riesenerfolg.

Frank Matthus stellt sich in Gladbach der Inszenierung des "Black Rider" zum zweiten Mal und wählt diesmal einen anderen Ansatz. "Ich entwickle hier das Stück aus den Schauspielern und der Musik heraus. Vom ästhetischen Überbau habe ich mich verabschiedet." Er sagt: "Es gibt nicht die Inszenierung. The Black Rider muss immer wieder neu erfunden werden." So sei die inhaltliche Herausforderung gewesen, das Faszinosum des romantischen Duktus zu erhalten und zugleich der Geschichte eine reale Handlung zu geben. Matthus lässt die Geschichte eines Amoklaufs zwischen Leben und Tod in einem Time-Tunnel spielen. Eine ähnliche Gratwanderung leistet der musikalische Leiter Jochen Kilian. "Der Begriff Musical ist nicht passend. Das Stück bedient nicht dessen typische Klischees", so seine Analyse. Black Rider bringe verschiedene Stile wie Free-Jazz, Klassik, Swing zusammen. Mit der Besetzung der Band (Harmonium, Posaune, Klarinette, Schlagzeug) versuche er an den Original-Sound von 1990 heranzukommen. Freakige, opulente Kostüme unterstützen die Vielfarbigkeit der Inszenierung. Die stimmgewaltigen Kostproben von Adrian Linke als Teufel Stelzfuß und Paul Steinbach als Wilhelm geben einen Vorgeschmack vom schillernden Schweben zwischen den Welten.

(apo)
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