Neues Abfallkonzept Mags-Betriebsrat macht bei Tonnen Druck

Mönchengladbach · Die mehr als 80 Müllwerker fordern seit Jahren ein neues Abfallkonzept, das die jetzigen kleinen Gefäße ablöst. Das Hochwuchten der Tonnen beim jetzigen System sei ungesund und sorge für große Probleme.

 Das ist die Situation, die für die Mags-Müllwerker problematisch ist: Christian Reifenrath zeigt, wie er die jetzigen 25-, 35- und 50-Liter-Gefäße anheben und in die Schütt-Vorrichtung der Müllfahrzeuge einhängen muss.

Das ist die Situation, die für die Mags-Müllwerker problematisch ist: Christian Reifenrath zeigt, wie er die jetzigen 25-, 35- und 50-Liter-Gefäße anheben und in die Schütt-Vorrichtung der Müllfahrzeuge einhängen muss.

Foto: Dieter Weber

Den Zugriff hat Christian Reifenrath Tausende Male trainiert: Er fasst unter den Deckel der Mülltonne, hebt sie etwa 30 bis 40 Zentimeter hoch, klinkt sie in die Schüttvorrichtung ein und betätigt einen Hebel. Dann rauscht das Abfallgefäß hoch, wird auf den Kopf gestellt, und der Inhalt fällt in das Müllfahrzeug. Was auf dem großen Müllfahrzeug-Parkplatz der Mags so leicht aussieht, ist in Wirklichkeit Knochenarbeit. Denn anders als bei der Demonstration sind die Mülltonnen im Alltag nicht leer - sondern oft 40 bis 50 Kilo schwer, wenn Reifenrath und seine mehr als 80 Kollegen sie hochwuchten müssen. Bis zu 2000 Mal muss er auf einer Tour die Tonnen anheben. Und es gibt in der Stadt mehr als 110.000 Mülleimer mit 25, 35 oder 50 Litern Volumen. Außerdem sind 55.400 Bio- und 30.000 Papier-Rolltonnen in regelmäßigen Intervallen zu leeren.

"Das geht einige Jahre gut, wenn die Kollegen jung sind. Irgendwann melden sich der Rücken, die Knie und die Hüfte. Viele meiner Kollegen haben Bandscheibenprobleme oder andere Erkrankungen, so dass wir sie gar nicht mehr beim Hausmüll einsetzen können", sagt René Pluntke. Der 52-Jährige ist Betriebsratsvorsitzender der Stadttochter Mags und kennt die Arbeit der Müllwerker aus eigenem Erleben: "32 Jahre lang habe ich diesen Job gemacht, habe Mülltonnen geschleppt und sie entleert." Nicht zuletzt deshalb setzt er sich heute für die Belange seiner Kollegen ein.

Dass das jetzige Abholsystem beim Hausmüll womöglich nach Meinung von Politikern und Bürgern so bleiben soll, ist für ihn ein Unding. "Wir werden nicht mehr länger hinnehmen, dass sich die Kollegen ihre Gesundheit ruinieren, obwohl es bessere Systeme gibt", sagt er. Pluntke votiert für die Rolltonnen-Lösung, weil dabei das schwierige Anheben der Tonnen wegfällt. René Pluntke: "Wir haben mehrere ältere Kollegen, die wir bei der Hausmüll-Abfuhr nicht mehr einsetzen können. Sie holen jetzt Bio-Müll und Papier ab und haben damit keine großen Probleme, weil da schon Rolltonnen im Einsatz sind."

Der Mags-Betriebsratsvorsitzende schließt nicht aus, dass er gegen das jetzige Hausmüll-System juristisch vorgehen wird, wenn der Rat entscheiden sollte, es beim jetzigen System zu belassen. "Wir haben viele Jahre lang auf die unhaltbare Situation aufmerksam gemacht und wurden immer wieder vertröstet. Das werden wir nicht mehr länger mit uns machen lassen", sagt er.

Zumal er und seine Kollegen nach eigenen Aussagen noch vor einem ganz anderen Problem stehen: Die Schütt-Vorrichtungen an den Fahrzeugen sind teilweise in einem schlechten Zustand, müssen mitunter kurzfristig repariert werden. "Es gibt eine Werkstatt in Viersen, die das für uns macht. Wenn die Vorrichtung defekt ist, müssen die Kollegen erst zur Reparatur und müssen danach die Tour machen. Die Zeit hängen sie hinten dran", sagt Pluntke. Immer wieder kommt es auch zu kleineren Unfällen und Verletzungen der Mags-Mitarbeiter, wenn sich defekte Teile der Mülltonnen beim harten Aufprall beim Schütten lösen.

Und wie funktioniert die Rolltonnen-Lösung? Da hat Mags-Müllwerker Christian Reifenrath einen neuen Auftritt: Er schiebt eine braune Biotonne an die Hydraulik - alles andere macht dann die Maschine. Das Hochwuchten entfällt dabei ganz. Christian Reifenraths Rücken dankt's ihm.

(biber)
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