Mönchengladbach Marcel gehört einfach dazu

Mönchengladbach · Die Show-Turn-Gruppe Tujalon des TuS Jahn fährt zum Bundesfinale. Mit dabei: Der 21-jährige Marcel, Turner mit Down-Syndrom. Trainerin Maron Lehwald ist besonders stolz auf ihren Schützling.

 Marcel Zajac hat es mit den Show-Turnern "Tujalon" bis in ein Bundesfinale gebracht. "Für ihn sind Training und Auftritte die pure Freude", sagt seine Mutter Beate Zajac.

Marcel Zajac hat es mit den Show-Turnern "Tujalon" bis in ein Bundesfinale gebracht. "Für ihn sind Training und Auftritte die pure Freude", sagt seine Mutter Beate Zajac.

Foto: Jörg Knappe

Sie sind gut, richtig gut, die Show-Turner des TuS Jahn. Gerade haben sie in Erkelenz bei der Rheinischen Turnshow das Ticket für das Bundesfinale in Berlin gelöst. Mit einem Auftritt, der Akrobatik, turnerische Elemente und Tanz verbindet. Immer mit dabei in der Gruppe, die sich Tujalon nennt: Marcel, ein junger Mann mit Down-Syndrom. Bisher ist er der einzige Turner mit einer solchen Einschränkung, der es in ein Bundesfinale geschafft hat. "Für ihn sind Training und Auftritte die pure Freude", sagt seine Mutter Beate Zajac.

Lampenfieber kennt der junge Mann nicht. "Sobald er mit den anderen auf der Fläche steht, ist er mit Begeisterung dabei", sagt Trainerin Marion Lehwald. Sie hat einen großen Anteil daran, dass Marcel so gut in die Gruppe integriert ist, so erfolgreich mitturnen kann, denn sie sieht seine Fähigkeiten. "Ich würde ihn jetzt kein Salto machen lassen", sagt sie. "Aber er ist sehr gut bei Hebefiguren." Denn Marcel hat Kraft. Früh hat er begonnen, mit seinem Vater Krafttraining zu machen, auch um eine Rückenverletzung auszugleichen. Das kommt ihm sehr zugute. "Weil er immer viel Sport getrieben hat, war er seinen Mitschülern koordinativ und körperlich überlegen", sagt seine Mutter. Er hat die Karl-Barthold-Schule besucht und ist heute in der Berufsorientierung der Hephata-Werkstätten. "Dort wird er gefördert", erklärt Beate Zajac. "Das ist gut und wichtig für ihn, aber hier hat er Zugang zur Normalität." Diesen Anteil an beiden Welten zu haben, sei besonders positiv für ihren Sohn. "In der Showturngruppe lernt er Verlässlichkeit, Vertrauen und Disziplin." Außerdem verbessere die Kombination aus Tanz, Ausdauer und Kraft die Lernfähigkeit.

In der Turnergruppe bewegt sich Marcel als selbstverständliches Mitglied. "Marcel gehört einfach dazu", sagt Stefanie Plum, die lange mitgeturnt hat und heute beim Training unterstützt. Er kann aber auch sehr ehrlich sein. "Wenn ihm seine Partnerin bei der Hebefigur zu schwer ist, sagt er das deutlich", erzählt seine Mutter. Dann bekommt er eben einen anderen Partner. Jetzt trainiert er mit Finn, den der muskulöse Marcel problemlos auf den Schultern trägt. Das Tanzen ist sicher eine Herausforderung, die Synchronisation ist für Menschen mit Down-Syndrom nicht ganz einfach. Aber: "Marcel hat ein gutes Taktgefühl", lobt seine Trainerin, "und bei bestimmten Übungen muss Annika vor ihm stehen, damit er die Bewegungen abgucken kann." Und als die Gruppe Tanzschritte trainiert - "rechts, rechts, links, rechts, rechts", zählt Choreograph Darius in atemberaubender Geschwindigkeit - ist Marcel immer mit dabei. An diesem Abend aber wird nicht mit letzter Konzentration trainiert: Immerhin ist man gerade weitergekommen und gönnt sich eine kleine Verschnaufpause, ehe die Vorbereitung auf das Bundesfinale beginnt.

Freut er sich aufs Finale? "Ja", sagt Marcel sehr entschieden und unterstreicht seine Begeisterung mit Kopfnicken. Ja, er mache das richtig gern, komme immer zum Training und habe hier viele gute Freunde. Begleiten wird ihn dennoch seine Mutter. "Eine Woche lang auf einer Luftmatratze schlafen ist der Preis für den Erfolg", sagt Beate Zajac.

(RP)
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